Baujahr 1967 - Ö1 und Ich

Von: | 3. April 2017, 19:23

Zwei 50 jährige stehen auf und gehen - seit 1967

Das beste Fundstück in diesem Zusammenhang bin - ich. Geboren am 25 September 1967 bin ich gleich alt wie Ö1. So gesehen sind wir beide durch die gleichen Lebensabschnitte gegangen: Bei unserer Geburt wusste noch niemand, was aus uns wird, aber unsere "Väter" und "Mütter" haben sich über uns gefreut und Hoffnungen in ihr "Kind" gesetzt. Die folgenden Jahre wurden wir größer und lernten laufen - unabhängig von unseren "Eltern". Wir begannen auf eigenen Beinen zu stehen und auch neue eigenständige Ideen zu entwickeln. Wir gingen beide durch eine Schule, lernten, neue Menschen traten in unser Leben und wir begannen uns auch immer stärker von unseren Geschwistern zu emanzipieren, mögen sie Kurt (wie bei mir) oder Ö3 oder Ö2 (wie bei dir) heißen. Wir beide begannen auch zu experimentieren, manchmal auch nicht zur Freude unserer Mitmenschen (wenn ich an das Ende des Gugelhupfs und den Krampf um die Nachfolgesendung bei dir denke). Wir gaben uns auch immer wieder neue Erscheinungsbilder, die das jeweilige Jahrzehnt (70er, 80er, 90er, 0er...) spiegelten, auch wenn wir das vielleicht gar nicht wollten ( ;-) ). Unverkennbar wollten wir beide sein, was uns gelang, doch waren wir auch immer Kinder unserer Zeit. Du. liebes Ö1 hast dich dann der Vermittlung von Kunst, Kultur, Wissenschaft (Geistes- wie Natur) verschrieben, auch ich wurde Lehrer. Manchmal scheint es mir wie sicher auch dir, dass wir einen Kampf gegen Windmühlen in der Unendlichen Landschaft der Halbbildung und Banalität führen. Doch dann kommen die kleinen Feedbacks, die überraschenden Kommentare, die uns dann doch zeigen, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir beide haben uns engagiert, Stellung bezogen, Lob und Kritik eingefahren, aber das machte uns beide in den vergangenen 50 Jahren zu dem was wir heute sind. Oft wünschen sich auch unserer Gegenüber, dass wir vielleicht nie in ihre Nähe gekommen wären, beispielsweise, wenn du Politiker in Interviews kritische Fragen stellst oder ich Politikern mit Schülern zusammen kritische Fragen stelle, dann möchte ich nicht in die Köpfe schauen oder deren Gedanken lesen. Aber damit sorgen wir beide dafür, dass immer eine neue Generation von Menschen da ist, die Demokratie nicht als leeres Wort nehmen und die Wissen, dass es einen Unterschied zwischen Fake News und Nachrichten gibt.
Wir hätten uns noch viel zu erzählen, auch über die Tage, an denen sich unser Leben kreuzte. Du bist nähmlich die einzige Person, liebes Ö1, von dem ioch mich immer wieder gerne prüfen lasse - bei gehört gewusst. Schade, dass ich nie die Rollen tauschen kann. So stehen wir beide nun vor einem Meilenstein des Lebens: das halbe Jahrhundert. Und wie ich beginnst du zurück zu schauen auf dein bisheriges Leben, auf dein Geburtsjahr, auf die schönen und nicht so schönen Dinge, die uns geprägt haben. Und so fühle ich mich, wenn ich meine Fotos der vergangene 50 Jahre anschaue, wie ein Avatar von dir, der - menschgeworden - wie du versucht eine Oase in der Wüste des Lebens zu sein.
Schöne Grüße von mir, deinem persönlichen Fundstück des Jahres 1967

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Die Ö1 Fundgrube