Die Ekstase der bürokratischen Effizienz

Von: Bianca M. Klein | 5. Jänner 2024, 18:37

„Sie sterbn jetz und aus!“ Mah, I sogs Ihna, diesa sudante Klient raubt ma den letztn Nerv. Wissens, früher homs afoch ghaßen: dem Tode geweihte. (kichern)
„Irgendwelche letzten Worte?“ Wissens, die san eigantlich im Zuge von Einsparungen vom Universums-Magistrat gstrichen wordn, aber heut moch i a Ausnahme. Bin jo net so, gö!
„Sie haben ja net a mal eine Sensn, Diafn Sie des übahaupt mochn?“
„Ich habe einen Magister in Ablebenslogistik gültig auf dem gesamten Planeten Erde.“
„ah Akademiker“ Wissen’S, am liabsten möcht ich dem Bald-Totn den Hals umdrehn. Aba des deaf i scho seit dem Mittelalter nimmer, bitte!
„Machts Ihna an Spaß, de Leute mit diese Methodn zu tyrannisieren?“
„Als Beamtin in einem Magistrat geht’s wohl kaum um Spaß, Sie Koffer!“ Upsi.
(Schnippen) I schnipps mit dem Finger, wie es des Protokoll vorsieht. Der letzte Atemzug und tot. Endlich, der Wappler. Zum Glück kaun sich meine Zielgruppe nimmer bei meinem Vorgesetzten beschwern. (Gelächter)
Wissens, am Ende eines Tages ist meine Auftragsliste lückenlos abgearbeitet. (ahhhh) Imma. Schließlich bin ich Beamtin. Pragmatisiert. Gestatten, Frau Tod. Kaum a scheene Leich dabei, aber jede sichert mia den Job. An Job, den i noch Jahrhundertn eigentlich nimma so richtig mog. Mah, ka Wunder, als Wienerin geht man schließlich niemals jauchzend zur Oaweid. Aba in letzta Zeit hat sich wos geändert. Die sonstige Ekstase über mei bürokratische Effizienz bleibt immer öfter aus. Jetzt fühl i no ‚passt scho‘.

Wissens, I wü irgendwi nimma. Wü liaba Yogakurse im Universums-Magistrat gebm. Des warad wos für mi.

„Bitte, ich habe noch so viel vor!“ Höre ich zum ersten Mal. Heute Vormittag. (haha) Die nächste Klientin. Beim Joggen im Woid aufghaltn.
„Es is vorbei, Zeit zum Obankln, gemma!“
„Kein Wunder, dass Sie niemand mag!“
„Is ma wurscht!“ Wissen’S, es is ma net wuascht, aba i hob jo no imma an Auftrag zu erledign.
„Und wenn Sie nur eine Warnung aussprechen?“ (haha)
„Kein Abweichen vom Protokoll. Und Sie ham genug Zeit ghobt, aus Ihrem Lebn was zu machn. Sie homs halt leider versaut. Pech gehabt.“
„Dann bringen wir es bitte hinter uns!“ (Schnipsen) Okay, ein weiterer Haken auf meiner To-Do-Liste. Diesmal ohne wohliges Stöhnen.

„...aber i bin no net amal abgschminkt, werte Dame. Mein Ableben kommt mir äußerst ungelegen! Außerst ungelegen! Die Karlich is jo no net amol aus“ Ich sehe davon ab, ihr einfach eine Vase über den Schädel zu ziehen. Wissens, des Protokoll sieht nämlich friedliches Entschlafen vor.
„Hinlegen und dann schlafen’S“
„Junge Dame, Sie sind äußerst unhöflich“, jung hat mich scho laung niemand mehr genannt.
„Da schreib i nachher aba an Leserbrief an die Kronen Zeitung. Nur dass Sie‘s wissen, gö!“ Wissen’S, meine PR ist ohnehin im Arsch. Aba endlich liegt sie im Bett.
„Und jetzt: Aug‘n zua.“ Diese unendlichn Minutn des Wartens. Kühl und ohne Mitleid. Is schließlich net Teil meiner Arbeitsbeschreibung. Ich höre nur noch den Atem der Dame. Wie a Blechhäferl.
„Frau Tod? I kann net schlafen, wissen’S!“ (Schnauben)
„Bitte…zählen’S Schaferl.“ Wissen’S, jetzt kummts glei: Des Entschlafen. Aber nur wenige Sekunden später schlogt die Trutschn wieder die Augn auf.
„I hob jo gsogt, dass I net schlofn kaun. Scho laung nimma.“ (schnauben) Mah, diese epperte Menschheit. Vollkoffer überall. (Schnauben). I denk noch. Laung. Die olte Frau schaut mi mit aufgrissenen Augn aun. Daun schüttel i ihr die Händ:
„Gnä‘ Frau, danke! Weng Ihna waß i jetzt, wos i tuan muaß...„I hau en Huat drauf. Habe die Ehre!“

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Track 5’ - Höre ich zum ersten Mal