Eh

Von: Susanne Hoch | 14. Dezember 2022, 13:33

EH
Besteck klappert und schlägt leise an Teller.
Er: „Eh.“
Sie: „Was eh?“
Er genervt: „Na … eh halt.“
Sie erbost: „I red beim Sonntagsfrühstück über des schreckliche Weltgeschehn…. Und du manst nur „Eh“!“
Er: „Und?“
Sie stellt laut einen Teller auf den Tisch: „Wos und?“
Er: „Und wos soll ich do tuan? I man zu dem schröcklichen Weltgeschehn?“
Das Umblättern einer Zeitung ist zu hören.
Sie etwas aufgeregt: „Zumindest a Meinung habn. Ned nua mit lakonischm Schmäh beim eigenen Untergang zuaschaun. Du bist holt echt a Weana. Und des man i ned nett!“
Er träge: „Daun passt es ja eh! I bin Weana und Fußbollfan. Und i mog jetzt mein Spurtteil lesn.“
Wieder raschelt eine Zeitung.
Sie resigniert: „Ja und i blede Kuh hob di gheirat.“
Kurze Ruhe, die vom kurzen Getöse einer Kaffeemaschine unterbrochen wird.
Darnach er scherzend: „A mathematisches Rätsl: Wia hast des, waun de kleinstmegliche Gruppe a offiziölle, laungfristige Vereinigung eingeht, obwoi seit Joahundaten sötn wer glückli damit is?“
Sie desinteressiert: „Eh.“
Er auffordernd: „Fost!“
Sie „Wos manst?“
Ein Kaffeehäferl wird auf den Tisch gestellt.
Er: „Fost eh.“
Sie ratlos: „Hm?“
Er triumphierend: „Eh-e! Klanstmöglicher Gruppnzusammenschluß, sötn seit ewig is ana zufriedn damit. Waun ma si des Gesuda von de Leit auheat, soit ma mana, dass wos aundas bessa wa. Oba wos?“
Ruhe. Dann kocht Wasser in einem Topf wallend auf.
Er ironisch angehaucht: „Und wauns scho in der Zwara Gruppn nix zsaumbringan, die Menschn, daun kauns jo in ana Demokratie ned bessa geh. Wen soid des wundan? Und waun nur ana auschofft, so a Obatrottl …. Mia wissn jo, wos des den meistn bringt. Nix aussa hackeln und grod übalebn. Zumindest bin i ka Massenmörda wia da Putin und de aundan Auschoffa! Dei Freindin, die Frieda, hat ja vor a paar Monat no von dem gschwärmt. Glaubt sie imma no, dass der so doll is? Gottseidaunk is dei Freindin und ned meine. I tät mi scheniern füa di Frau. Mocht ihr Maun eh, der Gerhard. Hod er zumindest zletzt gsogt. Ea is hoid a Weichei. Vielleicht stehts deswegn auf so Oba-Oaschlecha, die Frieda.“
Sie: „Eh.“
Kurzes Stillschweigen. Der kochende Wassertopf ist noch zu hören.
Sie: „I sog ihr eh, dass si des ned ghört, seine Nochbarn übafoin. Do kuntn wia jo a dem Huaba -Nochboan wegn der gferlichn Maulwurffolln in sein Goatn einmaschiern. Hot jo mol zu unsan Goatn gheat und jetzt packelt dea mit die gscheadn Trotschweiba vom Nochborhaus. Eigentlich is des feindlich und a Augriff, weu di sovü Schas üba uns dazön. Oba eimaschian deaf ma ned. Sonst kunt jo jeda bei jedm eimaschian.“
Er seufzt: „Eh!“ …. „Ach Schatzl! Wia soll i dia des sogn? Die Welt is schlecht… zumindest rennt imma wos oag schief. Und dass da a poar Leit herrschn, die eigentlich in die Klapse ghörn …. des woa imma scho so. Grod de Trottln komman oft noch obn. Drum wü i am Wochenend mei Rua, weu in der Firma is jo a so. Die gresstn Choleriker wern Chefs, weils sovü rumbrülln ned weis wos kenna tätn. Do schau i ma liaba di oun, weil du so scheen bist und a Stimm host wia a Vogerl.“
Sie versöhnt: „Ach du Schamör! Oba trotzdem. Di Wöd geht unta und du schaust nua zua. Und bei mir in der Firma is a ned bessa. Oba wia redn wenigsten untereinaunda schlecht üba den Chef.“
Er: „Wos soll i denn tuan? I, da Herr Supaduachschnitt mit Gloznaunsotz und Waumpm. I und die Wöd rettn? Schau mei Haserl; i tua kan wos, i mog fost jedn und trink mit fost olle a Bia auf des Lebn. Des is mei Beitrog zum Wödfriedn.“
Sie: „Bist eh liab. I bin eh froh. I brauch ka Macho und kan Hödn und Göd hauma gnua fias Leben.“
Er: „Daun passts jo eh! Gib ma die Eia Schatzl!“
Man hört einen Löffel auf ein gekochtes Ei schlagen.
Er zufrieden: „Wenigstens meine Eia san hoat.“
Sie: „Eh.“

Inhalt: eheliches Frühstücksgespräch in Wien, Neuautorin: Susanne Hoch, Jugend bescheiden in Krems, Studium in Wien, Job, Kinder, Frust und Verzweiflung, dann Gelassenheit und Lebensfreude

Übersicht:
Track 5' - Wie soll ich das sagen?