Meine Erinnerungen 1967

Von: adreg | 30. Juli 2017, 18:17

Schuldienst 1967

Im September 1967 habe ich meine Unterrichtstätigkeit in Oberösterreich, im BRG Linz Hamerlingstr. begonnen. Ich übernahm eine 1.Klasse in Mathematik und als Klassenvorstand mit 48 (achtundvierzig !) Schülerinnen – die Schule war damals eine reine Mädchenschule.In einer Unterstufe war die große Schülerzahl war für mich nichts ganz Ungewöhnliches, denn 2 Jahre davor hatte meine größte Klasse in der Österreichischen Schule in Istanbul (Avusturya Kiz Lisesi) 56 Mädchen.
Wir Lehrerinnen, die Schularbeiten und Hausübungen zu verbessern hatten, stöhnten zwar, aber akzeptierten die Ausnahmesituation, die bis Ostern andauerte, weil dann die 2. Schule, die im Gebäude untergebracht war , auszog.
Danach blieben 38 Schülerinnen in der Klasse, fast unverändert während der ganzen Unterstufe- die gesetzliche Grenze war schließlich 36, die aber nicht immer eingehalten werden konnte.
An große disziplinäre Schwierigkeiten erinnere ich mich nicht, die Mädchen gingen gern in die Schule und mir machte das Unterrichten Freude. Damals war Schule ihre Hauptaufgabe und oft emotionaler Mittelpunkt– Ablenkungen durch Internet, Handy etc. gab es ja noch nicht

Schwieriger war schon die Situation, dass wir gedrängt wurden Überstunden zu machen, weil es zu wenige Lehrerinnen und Lehrer gab, das brachte manche von uns an körperliche Leistungsgrenzen .
Natürlich waren so große Klassen nicht ideal und viele Kollegen und Kolleginnen , auch ich, engagierten sich in Gewerkschaft und Personalvertretung , um diese Zustände zu verbessern – mit Erfolg wie man ja an den heutigen Zahlen sehen kann. Daher kann ich die Verbissenheit, mit der man Veränderungen heute vermeiden will, nicht nachvollziehen.

Und noch etwas: Lehrergehälter gehörten zu den kleinsten unter allen Akademikergehältern (Mein Vater, ein Tischlermeister, hat immer gesagt „Warum willst du einen Hungerleiderberuf ?“ )
Ich verdiente am Anfang netto etwa 800 Schilling, während mein Mann in der Voest als Dipl.Ing. 4 000 Schilling bekam.
Das hat sich glücklicherweise deutlich geändert- mit dem nötigen Engagement !

Übersicht:
Die Ö1 Fundgrube