Stimmen der Vergangenheit (hör ich zum ersten Mal)

Von: Udo Schimanofsky | 9. Jänner 2024, 23:33

Ein vom Rauschen alter Aufnahmen durchschneites Geflecht historischer Tondokumente von Kaiser Franz Joseph bis Ingeborg Bachmann. Vertraute Namen, aber die Stimmen dieser Personen hört man – vielleicht überhaupt und in dieser Zusammenstellung definitiv – zum ersten Mal.

Im Flickerlteppich der Gesprächsfetzen werden ursprüngliche Bedeutungen glatt und verkehrt miteinander verstrickt, sodass Erwin Schrödinger die narrative Leere zu Beginn eines Hörspiel zu lamentieren scheint und Sigmund Freuds Klage darüber, dass seinen "Fakten nicht geglaubt" wurde, nahtlos übergeht in die aus heutiger Sicht lächerlichen Behauptungen alter Werbespots.

Die Gegenüberstellung von Adolf Hitlers ungewohnt beiläufigen Bemerkungen und den Vortragsausschnitten Sigmund Freuds, Erwin Schrödingers und Albert Einsteins - die alle drei durch das Nazi-Regime vertrieben wurden - erzeugt ein unangenehmes Spannungsfeld, das das historische Nebeneinander dieser Figuren widerspiegelt. Ebenso heben sich die Stimmen von Johanna Dohnal und Ingeborg Bachmann klar und rein vom männerdominierten Sumpf der weiterzurückliegenden Vergangenheit ab.

Udo Schimanofsky (1988) lebt und gurkt in Wien.


Verwendete Tondokumente von https://www.mediathek.at; Werbespots von Eto (1960?) und Mars (1962?) Zusammenschnitten früher Fernsehwerbungen auf Youtube entnommen.

Gestaltung und Musik: Udo Schimanofsky, 2024.

Übersicht:
Track 5’ - Höre ich zum ersten Mal