Nur langsam geht es wieder bergauf

Rumänien: Harte Tage der Krise

Rumänien ist eines jener osteuropäischen Länder, die besonders hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurden. Von den österreichischen Unternehmen, die in Rumänien aktiv sind, leiden besonders die Banken - jeder vierte Kredit in Rumänien gilt als uneinbringlich.

Besser ergeht es hingegen den exportorientierten Firmen, die in Rumänien für internationale Märkte produzieren und nicht von der schwachen Inlandsnachfrage abhängig sind.

Mittagsjournal, 18.09.2010

Eine Reportage aus Rumänien von Manuel Marold

Holzsparte eher verschont

In Sebes betreibt die österreichische Firma Holzindustrie Schweighofer das größte Sägewerk Osteuropas. Sebes liegt nahe Sibiu, zu deutsch Hermannstadt, im Jahr 2007 europäische Kulturhauptstadt. Im Sägewerk verarbeitet die Firma Schweighofer mit 680 Mitarbeitern eine Million Festmeter Holz im Jahr. Die Krise spüre man nicht übermäßig, da 80 Prozent der Holzproduktion exportiert werden, sagt Betriebsleiter Cosmin Capra.

Allerdings habe man andere Exportmärkte, etwa die USA, krisenbedingt aufgeben müssen, so Capra. Dafür sei die Produktpalette erweitert worden, beispielsweise werden auch Holz-Pellets und Ökostrom aus Biomasse produziert.

Tourismus mit Event-Charakter

Eine internationale Ausrichtung ist auch das Rezept des ehemaligen Snowboard-Weltmeisters Martin Freinademetz. Der Tiroler organisiert mit seiner Firma Xventure mit 20 Mitarbeitern in den Karpaten rund um Sibiu unter anderem Tours und Rennen mit Motocross-Maschinen sowie im Winter Ski- und Snowboardwettkämpfe. Die Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt. Die Wirtschaftskrise habe sich früh bemerkbar gemacht, vor allem durch das Ausbleiben internationaler Teilnehmer, mittlerweile bessere sich die Situation wieder, so Freinademetz.

Verpackungsindustrie spürt Krise

Transilvania Pack and Print, eine Tochter der Vorarlberger "Offsetdruckerei Schwarzach", verarbeitet mit 130 Mitarbeitern jährlich 5.000 Tonnen Papier und Karton zu Verpackungen und Etiketten hauptsächlich für Lebensmittel. Ein Problem seien die hohen Einkaufspreise für Karton- und Papier, sagt Geschäftsführer Rudolf Kamla. Die hohen Preise würden die Gewinne schmälern, weil man viel für den rumänischen Markt produziert, wo Nachfrage und Kaufkraft krisenbedingt sehr schwach sind, so Kamla.

Deshalb setzt Transilvania vermehrt auf Exporte, beispielsweise nach Frankreich, Deutschland oder Russland. Nach dem eher schwachen Vorjahr würden sich die Exporte nun erholen, sagt Kamla, in die Verlustzone sei man nie gerutscht.

Harte Auflagen vom IWF

Rumänien, ein Land mit 22 Millionen Einwohnern, hat im Vorjahr einen 20 Milliarden Euro-Kredit vom Internationalen Währungsfonds erhalten, dieser Kredit ist mit harten Sparauflagen verbunden, denen Rumänien etwa mit Gehaltssenkungen und Steuererhöhungen nachkommt. Das schwäche die Kaufkraft der Rumänen zusätzlich und mache das Land für westliche Investoren zunehmend unattraktiv, beklagen die Unternehmer. Auch die politische Instabilität - und damit verbunden ständige Gesetzesänderungen - schrecke Investoren ab, sagt Sägewerks-Leiter Capra.

EU-Masterplan für Roma

Auch die schlechte Integration der Roma in Rumänien, ihre Nichtpräsenz auf dem Arbeitsmarkt, schade dem Ansehen des Landes, sagen die Unternehmer. Mit radikalen Maßnahmen, wie den Roma-Abschiebungen in Frankreich, könne man das Problem nicht lösen, so Transilvania-Chef Kamla. Roma-Integration sei ein gesamteuropäisches Problem, sagt Rudolf Kamla, deshalb müsse es eine Art Masterplan auf EU-Ebene geben.

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Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts "Eurotours 2010" erstellt Eurotours 2010