Notkredit gegen Zahlungsunfähigkeit
Rumänien in der Krise
Eigentlich steht Rumänien, im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern, wirtschaftlich gar nicht so schlecht da. Trotzdem musste das Land jetzt einen Notkredit vom Internationalen Währungsfond aufnehmen, um nicht zahlungsunfähig zu werden.
8. April 2017, 21:58
Lange hat Rumänien so getan, als brauchte es keine Finanzhilfe. Jetzt hat das Land den Notkredit des Internationalen Währungsfonds in der Höhe von rund 20 Milliarden Euro doch angenommen. Zu groß war die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit.
Dabei steht Rumänien wirtschaftlich gar nicht so schlecht da, wie etwa Ungarn oder Lettland. Das Budgetdefizit ist einigermaßen im Rahmen, die Gesamtverschuldung des Staates deutlich unter der Maastricht-Obergrenze, und die Arbeitslosenrate ist mit derzeit vier Prozent ebenfalls weit unter dem EU-Schnitt. Bis vor kurzem hat Rumänien mit seinen 22 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen und einem Wirtschaftswachstum von mehr als sieben Prozent pro Jahr als Wachstumslokomotive Südosteuropas gegolten. Doch durch die Weltwirtschaftskrise ist der Motor ins Stottern geraten.
Angst vor IWF-Auflagen
Die Verhandlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit Rumänien waren mühsam. Innerlich wehrten sich die Rumänen gegen einen Notkredit. Die Sozialisten in der neuen rumänischen Regierungskoalition, unter dem rechtsliberalen Premierminister Emil Boc, waren sogar dagegen. Sie fürchteten allzu strenge Auflagen des IWF, die vor allem die sozialistische Wählerschaft gespürt hätte, wie etwa Kürzungen der Sozialleistungen oder Steuererhöhungen.
Und das sind die Bedingungen für den Not-Kredit mit einer Laufzeit von zwei Jahren: die Löhne im öffentlichen Dienst müssen eingefroren und das Pensionssystem muss reformiert werden. Außerdem darf in zwei Jahren das Budgetdefizit nicht mehr als drei Prozent betragen.
Wirtschaftswachstum auf Kredit
Rumäniens Landeswährung, der Leu, hat in den letzten Monaten dramatisch an Wert verloren. Das trifft alle hart, die sich in fremden Währungen verschuldet haben. So wie die Ungarn, haben sich auch die Rumänen hauptsächlich in Euro, Schweizer Franken oder japanischen Yen verschuldet. Dazu haben ihnen vor allem die Banken aus Österreich geraten, weil die Zinsen eines Lei-Kredits weit höher sind, als die eines Euro oder Franken-Kredits.
Als Maßnahme gegen den Währungsverfall, hat die rumänische Nationalbank die Leitzinsen in mehreren Schritten auf derzeit zehn Prozent angehoben. Obwohl zur Ankurbelung der Wirtschaft eigentlich Zinssenkungen notwendig gewesen wären, so wie das auch die EZB, die Europäische Zentralbank macht. Und die rumänische Nationalbank musste mit ihren Fremdwährungsreserven Lei kaufen, also die Nachfrage nach Lei erhöhen, um den Wertverfall zu stoppen. Während auf Grund des Währungsverfalls der Schuldenberg Rumäniens und seiner Menschen stieg, sind gleichzeitig die Fremdwährungsreserven des Landes im Kampf gegen den Währungsverfall geschrumpft.
IWF-Kredit stärkt Vertrauen in Landeswährung
Die einzige Rettung vor der Zahlungsunfähigkeit ist daher ein milliardenschwerer Notkredit des IWF, wie der Chef der zur Erste-Bank gehörenden Banca Comerciala Romana, Dominic Bruynseels, sagt. Denn das würde das Vertrauen in die Landeswährung steigern. Der IWF Notkredit soll auch helfen, das enorme Handelsbilanzdefizit Rumäniens von knapp 13 Prozent zu finanzieren. Experten haben errechnet, dass zwischen 15 und 17 Milliarden Euro notwendig sind, um das Defizit in der Leistungsbilanz abzudecken. Es rächt sich jetzt bitter, dass die Rumänen viel mehr importiert, als exportiert haben.
Rumänien hatte einfach Pech
Sieht man davon ab, dass die Rumänen und Rumäninnen möglichst rasch das Lebensniveau Westeuropas haben wollten und sich daher für allerlei Konsumgüter und Luxus verschuldeten, hat das Land rein makroökonomisch alles richtig gemacht. Die Gesetze wurden rasch an die EU-Vorgaben angepasst, das Budget war stets ausgeglichen und die Inflation wurde durch eine restriktive Geldpolitik erfolgreich bekämpft.
Rumänien hat sich auf diese Weise für ausländische Investoren attraktiv gemacht, die daraufhin viel Geld und Know How ins Land pumpten. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb dazu kürzlich, dass Rumänien einfach Pech gehabt habe. Denn bevor es gelang, die Investitions-Zuflüsse durch Export-Devisen abzulösen, hat die von der Finanzkrise ausgelöste Panik der Investoren dem Land einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Viele Bauprojekte und Investitionen wurden zurückgestellt, weil die Finanzierung in der Landeswährung auf Grund der hohen Zinsen zu teuer und in einer Fremdwährung kaum zu bekommen ist. Vom 20 Milliarden IWF-Notkredit sollten jetzt auch die Banken profitieren, die dann wieder leichter an Euro herankommen können.
Autoindustrie profitiert von Verschrottunsprämien
Wieder angesprungen ist bereits die rumänische Autoindustrie. Der Billigautohersteller Dacia hat mitgeteilt, dass er die im Dezember gedrosselte Produktion wieder hochfährt. Seit einigen Tagen werden wieder 1.200 Fahrzeuge pro Tag produziert. Der Grund für die jetzt größere Nachfrage, ist die Verschrottungsprämie in Österreich und Deutschland, die zum Ankauf für Billigautos verwendet wird. Der Dacia Logan kostet rund 7.000 Euro.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag 3. April 2009, 9:45 Uhr
Links
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