Was sagen die Meinungsforscher?

Das Match um die Wehrpflicht

Eine mögliche Volksbefragung könnte sowohl für eine Abschaffung der Wehrpflicht als auch für deren Beibehaltung ausgehen, sagen führende heimische Meinungsforscher. Die Stimmung neigt sich zuletzt zwar in Richtung Beibehaltung, der Großteil der Bevölkerung habe sich aber noch keine abschließende Meinung gebildet.

Mittagsjournal, 08.02.2011

Wankelmütige Bevölkerung

Noch Mitte Jänner haben sich in einer Umfrage mehr als 60 Prozent für die Abschaffung der Wehrpflicht ausgesprochen. Jetzt, also nur drei Wochen und eine umstrittene Abberufung später, hat sich die Meinung gedreht und die Hälfte oder sogar eine leichte Mehrheit sind wieder für die Beibehaltung der Wehrpflicht.

Die Abberufung von Generalstabschef Edmund Entacher und die daran anknüpfende Kritik an Verteidigungsminister Norbert Darabos sind aber nur ein Grund für diesen Meinungsumschwung, sagt David Pfarrhofer vom Meinungsforschungsinstitut Market: Das Thema Wehrpflicht sei immer wieder mal ein kleines Thema gewesen, aber nie ein großes. Das habe sich in den letzten Wochen massiv verändert. Plötzlich mache man sich Gedanken, ob das derzeitige Modell klug sei oder ob es nicht doch vernünftigere Alternativen gebe, so Pfarrhofer.

Umstrittene Kostenfrage

Und deshalb wird die Frage Frage Wehrpflicht abschaffen ja oder nein mittlerweile mit vielen anderen verknüpft: mit der Frage des Katastrophen-Schutzes etwa oder mit der des Zivildienstes. Und da seien viele Österreicherinnen und Österreicher zuletzt nachdenklicher geworden.

Und auch die Frage der Kosten habe die Meinung kippen lassen, sagt Motivforscherin Sophie Karmasin. Das zentrale Argument, dass ein Berufsheer günstiger und effizienter sei, ist nicht mehr so eindeutig, sagt Karmasin.

Wer kann besser emotionalisieren?

Und weil diese und andere wichtige Fragen eben noch nicht geklärt seien, sei die Meinung der Bevölkerung noch sehr beeinflussbar. Die Frage, wie sich die Bevölkerung bei einer möglichen Volksbefragung entscheiden würde, ist also noch völlig offen, sagt Karmasin.

Das glaubt auch David Pfarrhofer von Market: "Da wird es noch weitere Verschiebungen geben und es kommt stark auf die Kommunikation an. Gewinnen wird die Abstimmung der, dem es gelingt, besser zu emotionalisieren."

Schattenboxen und Geplänkel

Und weil eben noch alles offen sei, werde sich auch die SPÖ noch genau überlegen, ob sie wirklich eine Volksbefragung anstrengen werde, sagt auch Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer von OGM: "Ich glaube, dass das hier noch eine Zeitlang in Form von Schattenboxen und Geplänkel stattfinden wird. Man will austesten, wie die Stimmung sich entwickelt und erst in ein paar Monaten entscheiden."

Kommt es tatsächlich dazu, dann wäre das die erste Volksbefragung, die österreichweit stattfindet. In jedem Fall sei eine Volksbefragung zur Wehrpflicht eine gute Möglichkeit junge Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Und das wäre angesichts der jüngsten Wahlen sowohl für beide Koalitionsparteien sicher nicht das Schlechteste.

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