Experten gegen Pröll-Vorschlag

Verkürzter Wehrdienst "unsinnig"

Nicht mehr sinnvoll wäre ein Wehrdienst, wenn er von derzeit sechs auf fünf Monate verkürzt wird. So beurteilen Militärexperten einen entsprechenden Vorschlag von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) hatte diesen Vorschlag am Samstag noch als eine mögliche Variante bezeichnet.

Mittagsjournal, 07.02.2011

"Sehr populistisch"

Fünf Monate statt sechs Monate bringe nichts, findet Militärexperte Gerald Karner, der früher im Bundesheer für Militärstrategie zuständig war: "Das wäre überhaupt nicht sinnvoll, würde auch keine Kosten sparen und das Siechtum des Bundesheeres nur weiter prolongieren." In fünf Monaten könnte man einem jungen Mann nicht mehr als einen Grundeindruck vermitteln, aber nicht fit machen für kompliziertere militärische Einsätze oder Kampfaufgaben, sagt Karner. Es fehle dann auch die Fähigkeit, in einem Verband eingesetzt zu werden. Für die Ausbildung seien schon sechs Monate die absolute Untergrenze, findet Gerald Karner. "Fünf Monate sind überhaupt nicht sinnvoll und das erscheint mir eigentlich sehr populistisch."

"Produzieren für den Papierkorb"

Auch Erich Reiter, ehemaliger Sektionschef im Verteidigungsministerium, kann mit einem kürzeren Wehrdienst wenig anfangen. "Das wäre vielleicht eine kleine Linderung, aber keine Behebung des Problems, dass unsere Form des Wehrdienstes unsinnig ist." Unsinnig sei sie deswegen, weil junge Menschen zwar ausgebildet, anschließend nicht genützt würden. "Man könnte sagen, wir produzieren für den Papierkorb. Und dafür brauchen wir einen aufwändigen Apparat, der sehr viel kostet und sehr viel Personal verlangt, sodass dann im Endeffekt für die eigentlichen Aufgaben nichts übrig bleibt."

"Dafür braucht man Profis"

Ginge es nach Reiter, dann würde die Wehrpflicht generell abgeschafft, egal, ob sie fünf oder sechs Monate dauert. Für eine moderne Kriegsführung, sofern das ein Anliegen des Bundesheeres sei, brauche man Profis, die das tatsächlich können. Die Wehrpflicht diene eher dem Aufrechterhalten einer Fassade. Einer sinnvollen Verwendung des Bundesheeres würde sie nicht beitragen, findet Reiter.

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