Raketen auf Südeuropa?
Karner: "Gaddafi wird stürzen"
Der UNO-Militäreinsatz in Libyen wird nach Ansicht des Militärexperten Gerald Karner zum Sturz des Gaddafi-Regimes führen. Wenn rasch gehandelt wird, rechnet Karner mit einer kurzen Auseinandersetzung - allerdings nicht ohne Gefahr für Truppen und Zivilisten. Auch könnten Gaddafis Raketen Südeuropa erreichen.
27. April 2017, 15:40
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"Auftrieb für die Aufständischen"
Militärexperte Gerald Karner im Ö1-Mittagsjournal-Interview am 18.03.2011 mit Eva Haslinger
Je schneller desto besser
Karner rechnet damit, dass der internationale Militäreinsatz der Regime Gaddafi beenden wird. Er erwartet, "dass die Aufständischen damit eine Unterstützung erhalten, die ihnen in letzter Konsequenz ermöglichen wird, die Gaddafi-treuen Truppen zu schlagen". Technisch seien Angriffe in wenigen Stunden möglich. Die Frage ist, ob die teilnehmenden Staat das auch tatsächlich so schnell angehen wollen. Nach Ansicht Karners wäre es wichtig, dass die Operation rasch beginnt. "Je schneller Gaddafis Luftwaffe vom Himmel verschwindet, desto besser ist es für die Aufständischen."
Rückhalt für Rebellen
Die libysche Luftwaffe sei von sehr großer Bedeutung im Kampf gegen die Aufständischen, die ja über gar keine Flugzeuge und nur eine veraltete und schwache Luftabwehr verfügten. Die Chancen der Rebellen seien auf dem Boden zwar besser, dennoch seien Gaddafis Truppen auch dort überlegen. Die Flugverbotszone gebe den Aufständischen aber in psychologischer Hinsicht Auftrieb, weil sie sehen, dass die Staatengemeinschaft hinter ihnen steht und ihre Anliegen unterstützt.
Kurzer Kampf
Andererseits könne die Luftverteidigung Gaddafis den internationalen Verbänden sehr wenig bis nichts entgegensetzen: "Ich gehe davon aus, wenn diese Operation beginnt, wird vermutlich binnen weniger Stunden die libysche Luftverteidigung, das heißt das Führungssystem, die Fliegerleitsysteme und vermutlich auch die Luftwaffe selbst physisch zerstört sein."
"Zivile Schutzschilde"?
Die Gefahr, dass dabei massenhaft Zivilisten zu Schaden kommen, schätzt Karner grundsätzlich als nicht sehr hoch ein. Allerdings könne man nicht ausschließen, dass Gaddafi und seine Truppen "Zivil-Schutzschilde" um solche Luftverteidigungspunkte herum aufbauen. Auch um Gaddafi die Chance zu nehmen, das zu tun, wäre es wichtig, dass die Operation rasch beginnt.
"Beherrschbare" Gefahr
Für die Angreifer wird es aber alles andere als ein Spaziergang: Solange die Luftverteidigung Gaddafis funktioniert, ist mit Abschüssen zurechnen. "Ich halte die Gefahr allerdings für beherrschbar", so Karner.
Raketen auf Südeuropa?
Die Drohung Gaddafis mit Vergeltungsschlägen im Mittelmeerraum sei kurzfristig ernst zu nehmen, sagt Karner. Die libysche Armee verfüge über Kurz- und Mittelstreckenraketen, die Teile Südeuropas treffen könnten. In einer ersten Phase einer Militäroperation würde aber wohl genau diese Waffen ausgeschaltet. Durch die UN-Resolution wäre das nach Ansicht Karners gedeckt, "weil sie eigentlich ja jede Aktion erlaubt außer den Einsatz von Bodentruppen."
Dauer ungewiss
Insgesamt werde sich die Aktion über mehrere Tage erstrecken, erwartet Karner. Der weitere Verlauf werde von den erzielten Ergebnissen und der Entwicklung in Libyen abhängen.