Bericht des Europarates

Menschenhandel: Wenig Verurteilungen

Menschenhandel hat viele Gesichter: Bettler, die losgeschickt werden, Prostituierte, die mit falschen Versprechen ins Land gelockt werden, Flüchtlingskinder, die missbraucht werden: Sklaverei des 21. Jahrhunderts – 140.000 Menschen sind in der EU davon betroffen. Österreich kommt im Europarats-Bericht zwar ganz gut weg, aber die Aufklärungsrate ist niedrig: es gibt kaum Verurteilungen.

Abendjournal, 18.10.2011

Mariella Kogler

Wenig riskantes Geschäft

Menschenhandel ist ein äußerst lukratives Geschäft. Nach Waffen- und nach Drogenhandel ist es das drittbestbezahlte Verbrechen. 23 Milliarden Euro werden pro Jahr damit verdient. Die österreichische Koordinatorin zur Bekämpfung von Menschenhandel, Elisabeth Tichy-Fisslberger, erklärt warum: die Preise für Frauen seien hoch, das Geschäft ist weniger riskant als der Drogenhandel und es sei einträglicher, weil man das Produkt mehrfach verkaufen könne.

Europarat-Bericht gemischt

Österreich macht im internationalen Vergleich viel für die Betreuung der Opfer, das besagt der aktuelle Bericht des Europarates. Verbesserungen könne es aber bei der Höhe der Strafen und der Aufklärung der Fälle geben.

Oft fehlen Beweise

Im Vorjahr hat es in Österreich 71 Anzeigen wegen Menschenhandels gegeben. Nur zwei Täter sind verurteilt worden.

Für Ulrich Nachtlberger, den zuständigen Richter am Wiener Straflandesgericht, liegt das Problem darin, dass es für Menschenhandel nur selten stichhaltige Beweise gibt: wie zum Beispiel DNA-Spuren.

Zu geringe Strafen

Auch den Strafrahmen kritisiert der Bericht des Europarates. Derzeit liegt der Strafrahmen für Menschenhandel in Österreich bei drei Jahren. Die Expertengruppe des Europarats empfiehlt die Strafen anzuheben.