Subtile Formen auf dem Vormarsch

Studie: Gewalt weit verbreitet

Die bisher größte Gewaltstudie Österreichs ist heute vom Familienministerium und dem Institut für Familienforschung präsentiert worden. Das Ergebnis der großangelegte Studie: Sie zeigt zwar einen Rückgang von körperlicher und sexueller Gewalt, aber immer noch dürften mehr als die Hälfte der Kinder körperliche Gewalt erleben.

Mittagsjournal, 21.11.2011

Gewalt, grob oder subtil

Für die Studie wurden 2300 Personen detailliert befragt. Das Ergebnis: Es gibt zwar einen Rückgang bei grober körperlicher und sexueller Gewalt an Frauen und Kindern - aber mehr als die Hälfte der Jugendlichen hat in der Kindheit körperliche Gewalt erlebt. Und unter Erwachsenen gibt es neue subtilere Formen von Gewaltausübung. Denn auch kränkende Demütigungen, Einschüchterungen und Mobbing sind Gewalt. Das ist eine Kernaussage der Studienautoren.

Aber die Studie zeigt auch das Ausmaß körperlicher Gewalt - etwa gegen Kinder: Rund 55 Prozent der befragten 16- bis 20-Jährigen haben angegeben, dass sie körperliche Gewalt in ihrer Kindheit erlebt haben. Noch deutlich höher sind die Werte unter den 50- bis 60-Jährigen: 80 bis 90 Prozent von ihnen geben an, dass sie in ihrer Kindheit - also vor rund 45 Jahren - körperlicher Gewalt ausgesetzt waren.

Gewalt gegen Frauen

Als Erwachsene haben mehr als 50 Prozent der Frauen zumindest einen körperlichen Übergriff erlebt: Jede dritte Frau ist schon einmal absichtlich weggestoßen, bekam eine leichte Ohrfeige. Rund fünf Prozent der befragten Frauen seien schon zusammengeschlagen worden, ebenso viele sagen, sie seien schon einmal eingesperrt worden, berichtet Studien-Mitautor Olaf Kapeller bei einer Tagung im Wiener Museumsquartier. Absichtlich verbrüht oder verbrannt worden seien ein Prozent der Frauen, gefesselt ein halbes Prozent. Und sieben Prozent der Frauen haben Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen erlebt, mehr als zehn Prozent ist schon einmal von jemandem mit sexueller Absicht verfolgt worden.

Auch Mobbing ist Gewalt

Einen signifikanten Rückgang gibt es bei sexueller Gewalt an Kindern. Trotzdem berichten noch 20 Prozent der 16- bis 20-jährigen Frauen und 12 Prozent der jungen Männer von sexuellen Übergriffen in ihrer Kindheit. Einen Anstieg gibt es aber vor allem bei subtilen Formen der Gewalt, sagt Wolfgang Mazal, Vorstand des Instituts für Familienforschung, etwa "wenn man jemanden gegen seinen/ihren Willen berührt, einer Frau auf der Baustelle nachpfeift, auch Mobbing ist ein Phänomen".

Wirtschafts- und Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) meint über mögliche Konsequenzen aus der Studie: Man müsse prüfen, inwieweit man präventiv eingreifen könne. Die heutige Präsentation der Gewaltprävalenzstudie soll also nur ein erster Schritt sein.

Übersicht

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