Kein Geld trotz bestätigter Vorwürfe

Kritik an Klasnic-Kommission

Nach welchen Kriterien vergibt die Klasnic-Kommission Geld an mutmaßliche Opfer von sexueller Gewalt in der Kirche? In einem Fall, der das Stift Admont betrifft und in dem es Zeugen und sogar ein mittlerweile widerrufenes Geständnis gab, haben die Opfer jedenfalls kein Geld bekommen. Und das sorgt nun für große Empörung.

Morgenjournal, 30.1.2012

Schwer verletzt

Vom neunten bis zum 13. Lebensjahr sei er im Internat des Stifts Admont gewesen, sagt der heute 57-Jährige, der anonym bleiben möchte. Er sei dort von zwei Patern schwer misshandelt und auch schwer verletzt worden. Diese Verletzung sei bis heute nicht verheilt. Vor eineinhalb Jahren wendet sich der Mann an die Klasnic-Kommission, in dem von ihr beauftragten sogenannten Clearing-Bericht heißt es: "Es kann ein kausaler Zusammenhang zwischen den erlittenen sexuellen Übergriffen, den Schmerzen durch die Beschuldigten und den beschriebenen psychischen Folgen hergestellt werden". Dennoch entscheidet die Kommission: Es gibt kein Geld.

Vorwürfe bestätigt

Für den Betroffenen ist die Entscheidung der Kommission unverständlich: "Nie eine detaillierte Erklärung, nur den einen Satz, dass ich nichts bekomme, obwohl es Geständnisse gibt, ärztliche und psychiatrische Gutachten." Unverständlich ist das auch für Rechtsanwalt Joachim Bucher, der ins Treffen führt, dass es einen Zeugen gibt, der auch gegenüber dem Ö1 Morgenjournal die Vorwürfe bestätigt, sich derzeit aber nicht öffentlich äußern möchte.

Und es gibt auch das Geständnis eines Beschuldigten im Nachrichtenmagazin "profil" im März 2010: "Ich bin für die Hörbehinderung des Mannes verantwortlich, es tut mir unendlich leid, ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich leide darunter, muss damit leben und bitte um Verzeihung". Und beide Pater hätten sich auch beim Betroffenen entschuldigt und Geld angeboten, sagt Anwalt Bucher: "Im Nachhinein wurde jedoch diese Vorhalte wieder bestritten."

"Nicht nachvollziehbar"

Auf Anfrage des Ö1 Journals schreibt das Stift auch: "Die behaupteten Misshandlungen werden entschieden bestritten, der beschuldigte Pater entschuldigt sich für eine Ohrfeige, die ihm sehr leid tut." Die behaupteten Verletzungsfolgen seien jedoch nicht nachvollziehbar. Der 57-Jährige hingegen will nicht hinnehmen, dass die beiden Pater nach wie vor tätig sind: "Stellen Sie sich vor, so jemand leitet einen Kinderchor irgendwo. Das ist total gefährlich. Das ist eigentlich die Gerechtigkeit, die sein müsste."

Kommission beharrt

Der Sprecher der Klasnic-Kommission betont: Die Kommission habe den Fall sogar mehrfach geprüft und abgelehnt, und der Anwalt des Betroffenen habe sogar eine ausführliche Stellungnahme bekommen. Und außerdem stehe jedem Betroffenen der Rechtsweg offen.

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