14.000 Euro Entschädigung pro Fall

Klasnic-Kommission: 6,4 Mio. Entschädigung

Die Klasnic-Kommission zieht zu Jahresende Zwischenbilanz: 6,4 Millionen Euro Entschädigungssumme wurden bisher zuerkannt, durchschnittlich 14.000 Euro pro anerkanntes Opfer. Allerdings ist erst rund die Hälfte der Meldungen von sexuellen Übergriffen und Gewalt in der katholischen Kirche abgearbeitet.

Morgenjournal, 20.12.2011

Mehr als 1.000 Betroffene

Bisher haben sich bei der Klasnic-Kommission und zuletzt bei den kirchlichen Ombudsstellen 1.054 Betroffene gemeldet. 25 Prozent waren Frauen, 75 Prozent Männer. Großteils sind sie in den 60er und 70er Jahren als Buben Opfer von sexuellen Übergriffen geworden - teils kombiniert mit physischer und psychischer Gewalt, sagt Brigitte Bierlein, Klasnic-Kommissions-Mitglied und Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofs. Oft seien Übergriffe auch noch als gottgewollt dargestellt worden.

Vergleichsweise hohe Entschädigung

456 Opfern hat die Kommission bisher Anerkennungszahlungen zugesprochen - insgesamt 6,4 Millionen Euro, macht rund 14.000 Euro pro Opfer. Das sei im mitteleuropäischen Vergleich ein hoher Wert, meint Bierlein, in Deutschland sind maximal 10.000 Euro geplant. Zu den 6,4 Millionen kommen als Kosten für die katholische Kirche noch rund eine Million Euro für 15.000 gewährte Therapiestunden.

Bierlein räumt ein, dass nicht alle Opfer zufrieden sind, auch deshalb, weil ein Abklärungsverfahren bei einem Psychologen die Bedingung für eine Entschädigung ist und das manchmal länger dauert. Aber die positiven Rückmeldungen würden überwiegen, so Bierlein. Gezahlt werde auch bei Gewaltformen, die früher in Schulen oder Heimen gängig waren, aber aus heutiger Sicht völlig abzulehnen seien: Ziehen an Haaren etwa, Schläge, Einsperren im Keller oder das sogenannte Scheitlknien.

Wenige Ausnahmen

Abgelehnt wurden bisher Zahlungen an 21 Personen, sagt die Verfassungsrichterin in der Klasnic-Kommission, weil es Vorfälle im Ausland betroffen hat, Beziehungen im Erwachsenenalter waren oder der Akt einfach nicht fassbar war. Gezahlt werde auch dann nicht, wenn ein Gericht den Fall bereits eingestellt hat, "weil wir uns nicht über ein rechtsstaatliches Verfahren hinwegsetzen", so Bierlein.

Die noch offenen Fälle von rund 600 Betroffenen will die Klasnic-Kommission bis Ende 2012 abarbeiten. Waltraud Klasnic betont, die katholische Kirche habe keine finanzielle Obergrenze festgelegt und bisher alle von der Kommission beschlossenen Entschädigungen anerkannt.

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