Keine Tibet-Visa für Österreicher

Reisen nach Tibet sind für Urlauber aus Österreich so gut wie unmöglich geworden. Der Grund: China verwehrt Reisenden aus Österreich seit einigen Wochen das nötige Visum für Tibet. Reiseveranstalter orten einen Zusammenhang mit dem Österreich-Besuch des Dalai Lama im Mai und dessen Zusammentreffen mit Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger.

Morgenjournal, 25.7.2012

Rainer Hauptmann und Barbara Weinzierl

70 Prozent storniert

"Aufgrund der Tatsache, dass derzeit keine Visa für Österreicher ausgestellt werden, müssen wir Ihre geplante Tibet-Reise leider stornieren. Wir würden Ihnen gerne eine Ersatzreise anbieten, zum Beispiel die Seidenstraße." Mit diesen oder ähnlichen Worten sind in den letzten Wochen zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher von der Absage ihrer Reise verständigt worden. Über 70 Prozent der Tibet-Reisen mussten wegen fehlender Einreise-Genehmigungen storniert werden.

Veranstalter vermutet Sanktion

Die Reiseveranstalter vermuten politische Gründe hinter der Weigerung Chinas, Tibet-Visa für Reisende aus Österreich, Norwegen, Großbritannien und Südkorea auszustellen. Prinzipiell seien Reisen nach Tibet derzeit nämlich möglich. Christian Bruckmüller, Geschäftsführer von Jumbo Touristik, einem der Anbieter von Tibet-Reisen, sagt: " Es waren die letzten Auslandsreisen des Dalai Lama, wo offizielle Regierungsstellen den Dalai Lama empfangen haben. Und diese sind mit dieser indirekten Sanktion belegt worden."

Keine Stellungnahme Chinas

Christoph Weidinger vom Außenministerium bestätigt, dass zuletzt Österreichern die Einreisegenehmigung für Tibet verwehrt wurde: "Wir wissen, dass es in letzter Zeit Fälle gegeben hat." Dass die Treffen des Dalai Lama mit österreichischen Spitzenpolitikern bei dessen Besuch im Mai der Grund dafür sei, dementiert Weidinger allerdings und verweist darauf, dass es dazu keine offizielle Stellungnahme Chinas gebe.

Der Dalai Lama hatte bei seinem neuntägigen Besuch im Mai in Österreich unter anderen Bundeskanzler Werner Faymann sowie Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger getroffen. China hatte dagegen offiziell protestiert und von einer schweren Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas gesprochen.