Trotz Missfallen Chinas

Faymann traf den Dalai Lama

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat am Vormittag den Dalai Lama, das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, getroffen. Es war kein offizieller Empfang, dennoch ist das Treffen diplomatisch heikel, schließlich hat der chinesische Botschafter in Wien erst vor wenigen Tagen Kontakte zum Dalai Lama kritisiert.

Mittagsjournal, 26.5.2012

Nicht offiziell und nicht privat

Es war kein Staatsempfang des Regierungschefs im Bundeskanzleramt, aber auch nicht wirklich privat. Sondern ein Frühstück im Haas-Haus am Wiener Stephansplatz, gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn und Staatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ), mit größerem Polizeiaufgebot.

China wirft dem Dalai Lama vor, die Abspaltung Tibets zu betreiben und damit die Souveränität Chinas zu bedrohen. Der chinesische Botschafter in Wien sagte am Montag im Ö1-Journal, Österreich solle keinen Spielraum bieten für Abspaltungs-Tendenzen. China sei gegen jegliche Begegnungen zwischen dem Dalai Lama und Politikern, dies wäre nicht nützlich für die guten Beziehungen zu China.

"Wen ich treffe, entscheide ich selbst"

Dennoch traf Faymann mit dem Dalai Lama zusammen. Sein Standpunkt: "Wen ich treffe, entscheide ich selbst. Und das gilt natürlich auch für Dalai Lama und auch andere Persönlichkeiten. Österreich hat immer gezeigt, dass es auf Seiten der Menschenrechte steht, und für meine Termine bin ich selbst verantwortlich." Das politische und wirtschaftliche Verhältnis zu China sei gut, trotzdem stehe man zu seinen Werten wie der weiteren Stärkung der Menschenrechte "überall in der Welt", so Faymann. Und um Menschrechte wie auch um die Situation Tibets sei es im Gespräch auch gegangen, heißt es aus dem Büro des Bundeskanzlers. Bereits gestern hat Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) den Dalai Lama in Wien getroffen.