Verlängertes Kindergeld kaum genutzt

Alleinerziehende, die wenig verdienen, können zwei Monate länger Kindergeld beziehen. Aber diese Möglichkeit wird so gut wie nicht genützt, geht aus einer Beantwortung des Familienministers auf Fragen der Grünen hervor. Demnach haben dieses verlängerte Kindergeld in den vergangenen zwei Jahren gerade einmal 19 Personen bezogen.

Morgenjournal, 28.12.2012

Hürden und Informationsmangel

Egal welche Kindergeldvariante man wählt - in bestimmten Härtefällen kann der Bezug zwei Monate verlängert werden, und zwar erstens dann, wenn der zweite Elternteil kein Kindergeld beziehen kann, etwa wegen eines Krankenhausaufenthaltes. Oder zweitens, wenn man alleinerziehend ist, keinen Unterhalt bekommt und über weniger als 1.200 Euro Netto im Monat verfügt. Von dieser Möglichkeit haben 2010 aber nur drei Personen Gebrauch gemacht, 2011 nur 16, sagt die Grüne Familiensprecherin Daniela Musiol. "Das ist im Vergleich zu der Anzahl der Menschen, die alleinerziehend sind, ein Promille-Bereich." Das liege zum einen an einem großen Informationsdefizit und auch daran, dass man zu Gericht gehen müsse - eine Hürde für Leute, die noch nie bei Gericht waren, so Musiol.

Finanzielle Grenzen

Ein weiterer Grund für Musiol, warum das verlängerte Kindergelt so gut wie nie in Anspruch genommen wird: Unterhaltszahlungen sind ein Ausschließungsgrund dafür und zwar in jedem Fall, auch wenn der Unterhalt nur 30 Euro ausmache. Und deshalb fordert Musiol für das verlängerte Kindergeld weniger strenge Kriterien, etwa einen bestimmten Mindestbetrag für Unterhaltszahlungen, der sich am sogenannten Regelbedarf orientiere. Dieser Regelbedarf liegt im Moment bei 186 Euro für Null bis dreijährige und wird jährlich der Inflation angepasst.

Generelle Reform

Außerdem sieht Musiol das Familienministerium auch in Sachen Aufklärung gefordert. Beim Kindergeld gebe es nämlich generell ein großes Informationsdefizit, die vorhandenen Informationsangebote reichten nicht. Die Grünen fordern aber eigentlich eine generelle Neugestaltung des Kindergeldes und dabei auch, "dass es keine Verlängerung der Bezugszeiten gibt, sondern die Möglichkeit für Alleinerziehende, das Kindergeld auf andere Personen auszudehnen wie etwa neue Partner oder die Großeltern, die sich mit um das Kind kümmern." Und das, so die Grünen hätte den Vorteil, das auch Alleinerziehende wieder recht rasch ins Berufsleben zurückkehren können.