Schiefergas: Chance für Europa?

Die EU-Kommission hat am Mittwoch ihre Vorschläge für die künftige Klimapolitik der Union vorgetellt, und damit bei Umweltschützern für Enttäuschung gesorgt: Die Klimaziele für die Zeit nach 2020 seien zu wenig ambitioniert, lautet die Kritik. Und für die umstrittene Förderung von Schiefergas gibt es nur unverbindliche Empfehlungen. Wird damit der Schiefergas-Förderung in Europa Tür und Tor geöffnet?

Morgenjournal, 24.1.2014

Keine Lösung für Europa

Schiefergas wird mit einer Mischung aus Wasser und Chemikalien aus dem Boden gepresst. Dieses sogenannte Fracking hat verheerende Folgen für die Umwelt, aber auch für die Industrie: Seit in den USA große Mengen von Schiefergas gefördert werden, wird dort Gas immer billiger. In Europa blieb Energie teuer. In der EU drängt vor allem Großbritannien darauf, ebenfalls Schiefergas fördern zu dürfen. Die EU-Kommission überlässt es nun den Mitgliedsländern darüber zu entscheiden.

In Österreich ist schon jetzt eine Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichtend. Für die OMV ist Fracking nach dem heftigen Widerstand gegen Probebohrungen im Weinviertel kein Thema. Auch europaweit werde Schiefergas die Energieversorgung nicht sichern, sagt der deutsche Energieexperte Werner Zittl. Denn er geht nicht davon aus, dass es in Europa bedeutende Vorkommen gibt, die erschlossen werden könnten.

US-Blase am Platzen

In den USA ist der Gaspreis bereits so niedrig, dass sich die Schiefergas-Förderung eigentlich nicht mehr rechnet, erklärt der Energieexperte. Die Zahl der neuen Bohrungen gehe bereits zurück, damit werde der Gaspreis auch bald wieder steigen. Die Schiefergas-Blase werde bald platzen, meint Zittl: "Das wäre nicht die erste Blase, die in den USA auf Grund der Finanzregularien in den USA entstanden und wieder geplatzt ist." Viele Firmen hätten sich mit dem Verkauf ihrer Bohrrechte über Wasser gehalten.

Alternativen wären klüger

Dass trotzdem weiter Schiefergas gefördert wird, zeige die Verzweiflung der Firmen darüber, dass es aus konventionellen Quellen nicht mehr genug Erdgas gibt, sagt Zittl. Man sehe sich gezwungen, den schwierigen Weg des Fracking zu gehen - auch wenn er sich nicht rechnet. Man sehe sich gezwungen, den Schein zu wahren und so lange wie möglich am Geschäft festzuhalten. Auch in Europa werde man es auf regionaler Ebene versuchen. Klüger wäre es aber, sich in Europa rechtzeitig auf Alternativen zu Öl und Gas einzustellen, rät der Energieexperte - mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energie und mit Energiesparen.