Bank Austria: Kein Rückzug aus Osteuropa

Die Bank Austria hat ihre Bilanz radikal entrümpelt: Weil alle Firmenwerte von Banktöchtern in Zentral- und Osteuropa auf null gestellt wurden, bleibt unter dem Strich ein Rekord-Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro. Bank Austria-Chef Willibald Cernko bestreitet im Ö1-Interview, dass die Bank Austria in der Vergangenheit in Osteuropa womöglich zu optimistisch war.

Morgenjournal, 12.3.2014

Bank-Austria-Chef Willibald Cernko im Gespräch mit

"Werte der neuen Realität anpassen"

Die Bank Austria sei mit ihrer Expansion in Osteuropa nicht zu optimistisch gewesen, sagt Bank-Austria-Chef Willibald Cernko: "Diese Banken wurden in den 1990er- bis frühen 2000er-Jahren gekauft, damals hat man für eine Bank bis zum fünffachen des Buchwertes bezahlen müssen, es waren ja auch die Aussichten sehr positiv. Diese gigantischen Wachstumsraten, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, die sind passé, die kommen nicht wieder, und das führt dazu, dass man seine Werte dann einfach dieser neuen Realität anpasst." Ein Rückzug aus Osteuropa sei aber definitiv nicht geplant, sagt Cernko, es werde auch in Zukunft der Wachstumsmarkt sein.

Dass die Ukraine-Tochter der Bank Austria jetzt doch zum Verkauf steht, liege daran, dass jemand Interesse an der Bank hat, sagt Cernko. "Zum zweiten ist es auch eine Entscheidung, dass wir uns stärker auf jene Märkte konzentrieren, wo wir langfristig deutlich bessere und stabilere Wachstumsaussichten haben."

Vage zu mögilchem Jobabbau

Bank-Austria-Chef Cernko sieht wegen des Milliardenverlustes kein neues Sparpaket auf die Mitarbeiter zukommen: "Es handelt sich um einen Buchverlust, das heißt, es gibt keine Auswirkung auf unsere Kapitalaustattung, auf unsere Liquiditätssituation – das heißt, ein kerngesundes operatives Kundengeschäft. Das hat nicht zur Folge, dass aus diesem Ergebnis heraus irgendwelche zusätzlichen Belastungen entstehen." Man reagiere mit dem Geschäftsmodell jedoch auf das geänderte Kundenverhalten.

Eine Insolvenz einer anderen Bank, nämlich der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria, beurteilt Cernko nach wie vor als "brandgefährlich". Österreich könne es sich mit seiner Bonität nicht leisten, das als Spekulation zuzulassen.