OECD warnt vor langfristigen Krisenfolgen
Mit den sozialen Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa hat sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in einer neuen Studie auseinandergesetzt. Vor allem dort, wo besonders viele Menchen aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung getroffen wurden, könnten die Folgen der Krise noch sehr lange anhalten, mahnt die OECD. Sie verlangt, Sozialausgaben so treffsicher wie möglich zu gestalten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.3.2014
Gefahr von Langfristfolgen
Es geht leicht aufwärts, es gibt Anzeichen für ein Ende der großen Rezession und eine wirtschaftliche Erholung. So optimistisch die ersten Worte des neuen OECD- Berichts auch ausfallen, so nachdenklich stimmt der Rest. Denn die Krisenjahre werfen einen langen Schatten bis weit in die Zukunft hinein, vor allem in jenen Staaten, die am härtesten getroffen wurden. Das wird in dem Bericht deutlich dokumentiert. Haushalte ohne Einkommen, also Haushalte, in denen kein einziger Angehöriger von einem Arbeitseinkommen lebt, sind in manchen Krisenstaaten jetzt doppelt so häufig vorzufinden wie vor der Krise, besonders hart wurden dabei die Staaten Estland, Italien, Griechenland und Spanien getroffen. Die OECD sieht hier vor allem die Gefahr von Langfristfolgen. Jugendliche, die keine Chance auf Arbeit und Ausbildung hätten, würden auch in Zukunft ihr Potenzial nicht nützen können. Dass Investitionen etwa ins Bildungssystem, die in den Krisenjahren vernachlässigt wurden, könnte längerfristig das Volkeinkommen schmälern.
Ausnahmeland Österreich
Für die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz malt die OECD ein wesentlich rosigeres Bild. In den ersten Jahren der Krise sind, der Studie zufolge, die Einkommen in Deutschland und Österreich sogar noch in einem höheren Ausmaß als die Teuerungsrate angestiegen. Auch in Österreich sind zwar die Reichen schneller reicher geworden als die Armen, die Ungleichheit zwischen den Einkommen ist aber in Österreich nicht so stark ausgeprägt wie in den andern westlich orientierten Industriestaaten, die der OECD angehören. Große Schwierigkeiten für Mitteleuropas Gesellschaften sieht die OECD nach wie vor in den niedrigen Geburtenraten. Besonders Deutschland steht hier im Fokus, auf einen Deutschen über 65 kommen derzeit drei im erwerbsfähigen Alter, nur in Japan kommen noch mehr Alte auf noch weniger Junge.
Das Fazit der OECD: Die Staaten sollten ihre Sozialausgaben so treffsicher wie möglich gestalten, vor allem die besonders Bedürftigen dabei im Auge haben und ein spezielles Augenmerk auf berufliche Eingliederungsmaßnahmen legen, sodass Krisen auch als Chance zu deren Überwindung zu nützen wären.