OECD: Trüber Wirtschaftsausblick

Keine guten wirtschaftlichen Neuigkeiten meldet die OECD in Paris, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im aktuellen Interimsbericht werden die OECD-Prognosen weiter nach unten korrigiert, auch gegenüber den Vorhersagen vor erst drei Monaten.

Mittagsjournal, 6.9.2012

Eurozone: Rezession erwartet

Dieser OECD-Interimsbericht enthält klare und ernste Worte: Die Wachstumsperspektiven sind mäßig, in der Eurozone dringt die Schwäche der Wirtschaft von der Peripherie zum harten Kern vor, die Krise der Eurozone stellt für die Weltwirtschaft das größte Risiko dar und schadet dem Vertrauen überall in der Welt. Andreas Wörgötter von der OECD sagt zum Interimsbericht: "Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung in der Eurozone, für die wir für den Rest des Jahres eine Rezession erwarten müssen. Das heißt, dass die Entwicklung insbesondere in Italien, in Frankreich, aber auch in Deutschland schlechter ausfallen wird, als wir das noch vor einigen Monaten erwarten durften." So geht in Deutschland laut der Prognosen das Wirtschaftswachstum im dritten und vierten Quartal 2012 sogar um 0,5 bzw. 0,8 Punkte zurück, stärker als in Frankreich. Für das gesamte Jahr 2012 schrumpfen die Wirtschaften der drei größten Euroländer um 0,2 Prozent. Andreas Wörgötter erläutert den Fall Deutschland: "Dort sind in der ersten Jahreshälfte die Zahlen noch ganz gut gewesen, allerdings hat sich die Stimmung progressiv über den Sommer hinweg verschlechtert und die Unternehmungen sind eindeutig in einer Wartestellung."

OECD drängt EZB und Politik

Angesichts der Situation im Euroraum, hat OECD-Generalsekretär Angel Gurría gestern bereits die Europäische Zentralbank dazu aufgerufen, stärker zu handeln und angeschlagene Euro-Staaten wie Spanien zu unterstützen. Der heute zu erwartenden Ankündigung der EZB, künftig Staatsanleihen der Eurokrisenländer aufzukaufen, steht die OECD folglich positiv gegenüber. Wörgötter meint: "Wir begrüßen das und teilen nicht die Befürchtungen, dass das Inflationsgefahr mit sich bringt. Inflation ist insbesondere in der Eurozone, aber auch weltweit, keine Gefahr."

OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan schließlich richtete einen eindringlichen Appell an die Politiker der Eurozone. Der Währungsraum werde aus der Rezession nicht herausfinden und die globale Wirtschaft an Fahrt verlieren, so lange die Entscheider es versäumen, die Hauptursache für die Verschlechterung der Situation anzugehen: nämlich die anhaltende Krise in der Eurozone. Eine Erholung könne es nur geben, wenn die Währungszone ihre Probleme mit dem Bankensektor, der Fiskalpolitik und Wettbewerbsfähigkeit löse.