Engpass bei Praktikumsplätzen in Spitälern

Medizinstudenten sollen das letzte Jahr ihres Studiums hauptsächlich am Krankenbett der Patienten, also praxisnah absolvieren. Doch für die Medizinstudenten gibt es in Wiener Spitälern zu wenige Plätze, um dieses klinisch-praktische Jahr zu absolvieren. Es scheitert derzeit wie sooft am Geld.

Mittagsjournal, 16.5.2014

Vertrag fehlt noch

Rund 640 Studentinnen und Studenten der MedUni Wien sollen ab August ihr sogenanntes klinisch-praktisches Jahr beginnen, das heißt insgesamt 48 Wochen in Spitälern verbringen, am Krankenbett der Patienten, im Ärzteteam und bei klinischen Besprechungen dabei sein, sprich: praxisnäher als bisher ausgebildet werden. Derzeit gibt es an den Wiener Spitälern aber erst für 211 Studenten Ausbildungsplätze. Die restlichen mehr als 400 müssen nach derzeitigem Stand in Spitäler in den Bundesländern ausweichen. Denn einen Vertrag hat die MedUni mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund bis jetzt noch nicht abgeschlossen. Die Verhandlungen laufen, spießen sich derzeit aber am Geld. Der Krankenanstaltenverbund mit seinen insgesamt elf Spitälern will für die Ausbildung der Studenten Geld sehen. Vizechef Udo Janßen bestätigt einen diesbezüglichen Bericht im heutigen "Standard". Zumindest die Kosten, die den Krankenhausträgern durch die Ausbildung der Studierenden entstehen, sollten abgedeckt werden, fordert Janßen: "Wir haben in einem trägerweiten Vergleich festgehalten, dass wir etwa 4.000 Euro pro Student pro Tertial bräuchten, um zu einer Kostendeckung zu kommen."

Die Vizerektorin der MedUni Wien, Karin Gutierrez-Lobos, weist die Geldforderung zurück: "Wir haben mit den bisherigen Krankenanstaltenträgern, und wir haben schon sehr viele Plätze keine Zahlungsvereinbarungen, und diese Zahlungen sind auch international nicht üblich." Die Spitäler würden indirekt von der Ausbildung profitieren, die Studierenden sind bereits im letzten Jahr ihres Studiums, die Spitäler könnten so möglichen ärztlichen Nachwuchs kennenlernen, so Gutierrez-Lobos.

Ping Pong Mitterlehner - Stöger

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) fühlt sich in der Sache nicht zuständig, will aber, wie er sagt, als Vermittler zur Verfügung stehen. Gesundheitsagenden seien Angelegenheit der Länder, und damit komme dem Gesundheitsministerium ein gewisse koordinierende Rolle zu. Der so angesprochene Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) schießt den Ball zurück: Die MedUni unterstehe dem Wissenschaftsministerium, für Vermittlungstätigkeiten stehe man aber gerne bereit.

Wie auch immer, sowohl Krankenanstaltenverbund als auch MedUni gehen davon aus, dass man sich in den nächsten Wochen auf einen Vertrag einigen wird und dass es mehr Ausbildungsplätze an den Wiener Spitälern für die Medizinstudenten geben wird.