Integration und Schule - was tun?

Das Klima für Integration in Österreich ist laut Expertenbericht besser geworden, doch Hürden gibt es noch genug. Für Heinz Fassmann vom Expertenrat sind vor allem Klassen problematisch, in denen kaum noch Kinder mit Deutsch als Muttersprache sitzen, wie in einigen Schulen in Wien. Auch der Wiener Stadtschulrat sieht Handlungsbedarf - weniger aber bei sich als viel mehr bei Stadt Wien und Bund.

Morgenjournal, 29.7.2014

Schule folgt regionalem Bedarf

Bereits mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler an den Wiener Pflichtschulen haben Migrationshintergrund. Laut Manfred Pinterits vom Wiener Stadtschulrat sind vor allem in den Bezirken Margareten, Favoriten, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Brigittenau Kinder mit Migrationshintergrund überrepräsentiert, sprich Kinder mit Deutsch als Muttersprache an manchen Schulen deutlich in der Minderheit. Keine gezielte Zusammensetzung der Klassen, sondern Spiegelbild der Wohnsituation in Wien, sagt Manfred Pinterits: "Wenn in einer Region Menschen wohnen mit anderen Sprachen, aus anderen Kulturen, dann haben die auch das Recht, sie gehen auch dort in die Schule."

Pinterits macht also vor allem die Wohnpolitik der Stadt Wien für die Situation verantwortlich: "Das ist eine Frage der Wohnpolitik, der Zusiedlung in diese Stadt. Und wir werden nur auf das reagieren, was wir in unseren Regionen auch vorfinden." Doch könnte nicht auch der Stadtschulrat auf eine bessere ethnische Durchmischung in den betroffenen Schulen achten? Manfred Pinterits, Sprachförderungsexperte im Wiener Stadtschulrat, winkt ab: "Wenn ich aus einem Bezirk Kinder abziehe und sie woanders hingebe, dann muss ich ja dorthin auch Kinder hingeben, die deutschsprachig sind, sonst habe ich ja schon wieder keine Durchmischung. Wir würden täglich zigtausende Kinder bewegen, um diese Durchmischung zu erreichen."

Mehr Ressourcen gefordert

Was also tun, um den Lernprozess zu verbessern? Für die Schulen in den betroffenen Bezirken brauche es mehr Geld, fordert Pinterits: "Um mehr Ressourcen, Lehrkräfte, Personen mit Expertenwissen wie Sozialarbeiter, Psychologen, in der Schule zur Verfügung stellen zu können."

Mit mehr finanziellen Mitteln könnten Schulen mit hohem Migrantenanteil auch zu Schwerpunktschulen für Sprachen aufgewertet werden, diese Schulen würden dann auch Eltern von Kindern mit deutscher Muttersprache interessieren, wie einige Schulen, zum Beispiel die Europäische Mittelschule schon zeigten: "Da werden Sprachen der Migration, also nicht mehr die traditionellen Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, im Unterricht präsent gemacht, auch als Arbeitssprache." Kindern würden die verschiedenen Sprachen damit als Wert vermittelt.

Aber nicht nur mehr Geld, auch eine Änderung der Politik fordert der Sprachförderungsexperte des Wiener Stadtschulrats. Die Stadt Wien müsse die Wohnpolitik ändern, der Bund das Schulsystem hin zu Gesamtschule und Ganztagsschule reformieren, so Manfred Pinterits.