Karmasin für digitale Schulbücher

Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) will die Digitalisierung von Schulbüchern vorantreiben. Kinder sollen zumindest einen Teil ihrer Schulbücher am Computer lesen können. Ab dem Schuljahr 2016/2017 kann sie sich den Einsatz von digitalen Schulbüchern vorstellen.

Morgenjournal, 16.2.2015

Aus den Niederlanden auf Einladung des Familienministeriums,

Kinder und Jugendliche sind von ihren smartphones und tablet-Computern oft kaum zu trennen. Warum sollte man das nicht nutzen und die Geräte zum Lernen verwenden. In einigen Ländern macht man das, in den Niederlanden zum Beispiel gibt es sogenannte ipad-Schulen. Familienministerin Sophie Karmasin hat sich so eine Schule in Amsterdam angeschaut - und meint: Man könnte auch bei uns die teuren und oft kaum genutzten Schulbücher durch elektronische Bücher ersetzen. Das Modell in den Niederlanden zeigt, dass es funktioniert.

Keine Klassenzimmer mehr

Schultafel, Kreide oder Frontalunterricht findet man nicht in der i-Pad-Schule in Amsterdam. Ebenso wenig herkömmliche Klassenzimmer. Stattdessen gibt es einige sogenannte Studios mit Sofas und kleineren Tischen, in denen sich die Kinder frei bewegen. Jedes der 75 Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren hat ein iPad in der Hand.

Das Arbeiten mit dem I-Pad und die Freiheit an der Schule findet dieses 9-jährige Mädchen gut. Wann ein Kind lernt, spielt oder malt, entscheidet es hier nämlich selbst. Und lernen heißt in erster Linie, auf dem iPad ein Lernprogramm, eine App aufzurufen, etwa in Mathematik oder Sprachen, und die Übungen selbständig auf dem Tablet-Computer zu machen. Bei Fragen helfen die Lehrer, die hier Coach heißen. Die Computer-Lernprogramme werden für jedes Kind individuell alle 6 Wochen von Lehrern, Eltern und Schüler zusammengestellt. Schreiben lernen die Kinder nur in Blockschrift, damit sie sie am Bildschirm lesen können. Schulbücher und Hefte gibt es nur vereinzelt.

Lernen für die Zukunft

Der holländische Meinungsforscher Maurice de Hond hat die iPad-Schulen vor drei Jahren initiiert. Mittlerweile gibt es mehr als 20 in Holland. Antrieb war seine damals dreijährige Tochter. De Hond wollte nicht, dass sie in herkömmlichen Schulen unterrichtet wird, denn da würden die Kinder wie vor 25 Jahren unterrichtet und nicht auf die Zukunft vorbereitet, sondern auf die Vergangenheit. Doch die Zeiten hätten sich eben geändert. In seinen iPad-Schulen seien die Kinder glücklicher, weil sie individuell gefördert würden, glaubt de Hond.

Eine komplette Umstellung der Schulen will Familienministerin Sophie Karmasin für Österreich freilich nicht. Mehr Einsatz von elektronischen Unterrichtsmitteln aber schon. Dabei es gehe es ihr nicht darum, dass jedes Kind einen eigenen Laptop hat. Karmasin will vor allem mehr digitalisierte Schulbücher in Form von e-Books. Das solle parallel zu den bestehenden Büchern geschehen.

Die Vorteile von digitalisierten Schulbüchern liegen für die Familienministerin auf der Hand: mehr vernetztes Denken, individuellere Förderung und interaktiveres Arbeiten.

Kostenersparnis

Freilich sticht auch das Kostenargument. 106 Millionen Euro jährlich kosten die Schulbücher, die meist gerade einmal ein Schuljahr lang verwendet werden. Finanziert werden sie aus dem sogenannten Familienlastenausgleichfonds, für den das Familienministerium zuständig ist. Mit Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) habe sie bereits Kontakt aufgenommen, sagt Karmasin, allerdings sei die Dynamik aus dem Bildungsministerium enden wollend gewesen.

Es gebe jedoch eine Arbeitsgruppe aus beiden Ministerien, um weitere Schritte zu planen. Im Gespräch sei sie außerdem mit Schulbuch-Verlagen, die derzeit kostenlos e-Books erarbeiten. Familienministerin Sophie Karmasin kann sich vorstellen, dass die digitalisierten Schulbücher im Schuljahr 2016/17 zum Einsatz kommen.