Vorschläge gegen "Ghetto-Schulen"
Bildungsexperten nennen sie "Brennpunktschulen". In solche Schulen gehen fast ausschließlich Kinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien. Oft haben sie nicht Deutsch als Muttersprache. Bei der Vergabe finanzieller Mittel an die einzelnen Schulen spielt die soziale Herkunft der Schüler bisher keine Rolle. Die Armutskonferenz will das ändern, also mehr Geld für benachteiligte Kinder.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.2.2013
Soziale Spaltung
Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen Familien sind in der Schule weniger erfolgreich, als Kinder gut ausgebildeter Eltern. Die Herkunft bestimmt maßgeblich den Schulerfolg, sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz: "Österreich hat eine relativ geringe Kinderarmut im europäischen Vergleich, schafft es aber trotzdem nur durchschnittlich, Kinder aus einkommensschwächeren Haushalten zu höheren Bildungsabschlüssen zu bringen. Das ist überraschend: ein gut ausgebauter Sozialstaat, aber gleichzeitig die soziale Mobilität nur durchschnittlich."
Ein Grund ist die soziale Spaltung im Bildungsbereich, besonders in den Städten. Dort gibt es etwa Klassen, wo kein einziges Kind Deutsch als Muttersprache hat. Bis zu einem gewissen Grad müsse man diese soziale Spaltung akzeptieren, sagt der Linzer Soziologe Johann Bacher. Es müsse aber mehr Geld in "Brennpunktschulen" gesteckt werden, "um die schlechteren Startbedingungen dieser Kinder auszugleichen".
Sozialindex für Schulfinanzierung
Mehr Geld soll es für Kinder geben, die sozial benachteiligt sind. Das sieht auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung so. Der Experte nennt vier Merkmale: die Berufsposition der Eltern, die Bildung der Eltern, Migrationshintergrund und die zuhause gesprochene Sprache.
Mittlerweile gibt es in Hamburg, Nordrheinwestfalen und der Schweiz solche Berechnungsmodelle. Die Niederlande finanzieren ihre Schulen schon seit mehr als 25 Jahren nach einem Sozialindex. Für Kinder aus bildungsfernem Elternhaus bekommen die Schulen etwa 20 Prozent mehr Geld. Das niederländische System habe sich bewährt, so der Soziologe: "Es ist gelungen, diesen Leistungsrückstand der sozial benachteiligten Kinder zu reduzieren,"
Wie die Schulen das zusätzliche Geld einsetzen, solle man weitgehend den Schulen selbst überlassen, so Bacher. Denn die Schulen wüssten selbst am besten, ob es Förderunterricht, Nachmittagsbetreuung oder architektonische Verbesserungen braucht.