Flüchtlingskinder vor Schulbeginn

Unter den vielen Flüchtlingen, die nach Österreich kommen sind auch viele Kinder und Jugendliche, die zum Teil ohne Begleitung aus Kriegsgebieten geflohen sind. Auch bei ihnen geht es darum, dass sie möglichst rasch Deutsch lernen, um sich in der Schule besser zurechtzufinden. Ein Projekt aus Niederösterreich zeigt, wie das funktioniert.

Mädchen in der Flüchtlings-Sammelstelle

APA/ROBERT JÄGER

Mittagsjournal, 13.8.2015

Schon in drei Wochen geht in Ostösterreich die Schule los, in den anderen Bundesländern eine Woche später und in den Klassen werden neue Schüler sitzen - Kinder, die Schlimmes erlebt haben, die mit ihren Eltern oder auch ganz allein ihre Heimat verlassen mussten und jetzt hoffen, hier eine neue zu finden.

Flüchtlingskinder, die kaum ein Wort Deutsch sprechen und möglichst rasch in den Schulalltag eingegliedert werden sollen. Das geht nur mit mehr Geld und mehr Lehrern, sagt Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ, das Finanzministerium steht aber vorerst auf der Bremse.

Ö1 Reporterin Birgit Pointner hat sich in Niederösterreich angeschaut, wie sich die Schulen auf die Neuen vorbereiten und welche Möglichkeiten sie haben, die Kinder speziell zu betreuen.

Gemischte Unterrichtsphasen

Wie viele Kinder kommen werden, weiß man derzeit nicht, weder in Wien noch in Niederösterreich will man sich auf Schätzungen einlassen. Zwei Wochen vor Schulbeginn wird etwa in Niederösterreich erhoben, wie viele schulpflichtige Kinder in welcher Gemeinde gemeldet sind - und dann werden sie auf die Schulen bzw. die einzelnen Klassen verteilt. In Niederösterreich verfolgt man den integrativen Ansatz, das heißt, die Kinder nehmen nur in speziellen Stunden wie etwa Mathematik nicht am normalen Unterricht teil, sagt Landesschulratspräsident Hermann Helm.

Der Ansatz in Wien ist anders, da fasst man Kinder, die unterschiedlich alt sind, zusammen. Sie haben einen eigenen Stundenplan. Von Deutsch-Klassen oder gar Ghetto-Klassen will Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl nicht sprechen, sie spricht von Neu-in-Wien-Kursen und einer Willkommensphase. Wie lange sie dauert, könne man nicht sagen. Wer in diesen Kursen unterrichtet, muss keine klassische Lehrausbildung haben.

Dass die Schulverwaltung in Österreich komplex und kompliziert ist, wird bei diesem Thema besonders deutlich. Etwa bei der Abrechnung zwischen dem Bund und den Ländern - denn da gilt ein Stichtag für Planstellen. Viele Kinder werden aber erst im Lauf des Schuljahres dazukommen.

In Niederösterreich übernimmt das Land die Kosten für die zusätzlichen Dienstposten. Das Land schreibt aber auch vor, dass in einer Klasse maximal 25 Kinder sein dürfen - ab 26 muss geteilt werden. Das heißt, bei einigen Klassen dürfte sich von der Zusammensetzung und beim Personal noch einiges ändern. Flexibel sein - das will man auch in Wien, sagt aber, dass man sich als zentrales Bundesland mit der Verwaltung in den einzelnen Bezirken leichter tue.

Die Flüchtlingskinder werden in der Regel vorerst als außerordentliche Schüler geführt und bekommen keine Noten. Diese Regelung gilt für maximal 2 Jahre.