Homohalal-Darsteller

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"Homohalal" - doch noch in Wien

Das Stück "Homohalal" des in Wien lebenden syrisch-kurdischen Autors Ibrahim Amir hat - noch bevor es zur Aufführung gelangt ist - für gehörigen Wirbel und Diskussionen gesorgt. Vor zwei Jahren wurde die Uraufführung vom Wiener Volkstheater abgesetzt, weil es inmitten der damaligen Flüchtlingskrise eine zu pessimistischen Blick in die Zukunft geworfen hätte. Geht es doch der Frage nach, was aus den Protagonisten der Votivkirchenbesetzung von 2012 20 Jahre später geworden ist.

Uraufgeführt wurde "Homohalal" schließlich in der Pegida-Hochburg Dresden. Jetzt kommt das Stück doch noch nach Wien - und zwar ins Werk X in Meidling, wo es morgen Abend seine Premiere feiert.

Morgenjournal | 17 01 2018

Katharina Menhofer

Alle haben davon gesprochen, keiner hat es gesehen - und doch war der mediale Wirbel rund um "Homohalal" die vielleicht beste Werbung dafür. Regisseur Ali Abdullah spricht aus Erfahrung. "Dann interessiert einen natürlich so ein Stück noch mehr, wenn man hört, das ist heißer Tobak - das kann man einem mündigen Publikum nicht vorsetzen, da wird man natürlich hellhörig und will dieses 'verbotene' Stück unbedingt lesen."

Wiedersehen im Jahre 2037

Das Stück spielt im Wien des Jahres 2037. Österreich ist zum links-liberalsten Land der Welt erklärt worden, die Kulturen leben friedlich und tolerant miteinander. Auf einer Trauerfeier treffen einander sechs Protagonisten von früher wieder. Sie sind teils ehemalige Flüchtlinge, die die Votivkirche besetzt haben, und mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, teils engagierte Helferinnen von damals.

Da ist Said, aus dem Irak, der mit der Homosexualität seines Sohnes nicht zurechtkommt, da ist die Imamin Barbara, eine konvertierte Katholikin, die ihren irakischen Freund nicht heiraten wollte, und ihn so der Abschiebung preisgab, oder der syrische Schauspieler Jonim, der endlich Hamlet und Medea spielen darf, und nicht mehr seine Flüchtlingsgeschichte erzählen muss.

Die heile Fassade bekommt Brüche

Dass die Zukunft auf einer sehr dunklen Vergangenheit aufgebaut ist, wird klar, als die Trauerfeier am Rande des Swimmingpools kippt, und die Heile-Welt-Fassade - ausgehend von Erinnerungen an früher - plötzlich Risse bekommt.

Schwarzer Humor, ein Austeilen nach allen Seiten und eine Portion Groteske kennzeichnen die Stücke des 33-jährigen syrisch kurdischen Autors Ibrahim Amir, der in seiner Heimat exmatrikuliert wurde, in Wien Medizin studierte, als Arzt arbeitete und mittlerweile vom Schreiben leben kann. "Homohalal" hat er an die neuen Verhältnisse des Jahres 2018 angepasst.

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"Stück lebt von der jetzigen politischen Situation"

"Die Situation ist heute eine andere als 2015 - 'Homohalal' lebt von der jetzigen politischen Situation. Die Politik hat sich ja in Österreich komplett verändert, und das muss man im Stück erwähnen", so Amir. Das Stück spielt auf vielen Zeitebenen - 2012, 2017, 2022 und 2037 - und sollte Fragen aufwerfen, so Regisseur Ali Abdullah. "Das wär schön, wenn so eine Inszenierung dazu anregt, dass man sich fragt: Wohin könnte das führen, wie sieht die Zukunft aus und wollen wir wirklich, das unsere Gesellschaft dorthin sollte?"

Dass am Schluss auch im links-liberalen Utopia Werte mit Waffen verteidigt werden müssen, ist eine typische Ibrahim-Amir-Brechung und möglicherweise Hauptgrund, warum man "Homohalal" erst jetzt in Wien zu sehen bekommt.

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