Vom Leben der Natur

Pflanzen brauchen Winterruhe. Die Ökoklimatologin Julia Laube spricht über die Bedeutung des Winters für Bäume und Sträucher.
Teil 3: Das Spannungsfeld zwischen Sonnengenuss und Frostgefahr
Gestaltung: Barbara Zeithammer

Der Winter ist für Pflanzen eine harte Jahreszeit: Für biologische Prozesse sind die Temperaturen zu niedrig, bei gefrorenem Boden leiden sie unter Trockenstress. Vor Erfrierungen schützen sie sich durch die Knospen - sie sind die Überwinterungsorgane der Pflanzen. Wie aber "wissen" Bäume und Sträucher, dass mit Warmphasen, wie sie zum Beispiel rund um Weihnachten häufig sind, noch nicht der Frühling beginnt? Was lässt Pflanzen erst im Frühjahr austreiben, was lässt sie aufwachen?

Es gibt verschiedene Vermutungen: die zunehmende Tageslänge, die steigenden Temperaturen - aber es ist eine ausgedehnte Winterruhe, ein "Kälteschlaf", den die Pflanzen brauchen, damit sie im Frühjahr rechtzeitig erwachen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, durchgeführt von Julia Laube und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Fachbereich Ökoklimatologie der Technischen Universität München. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben 36 Baum- und Straucharten in Klimakammern bei unterschiedlichen Temperaturen und Lichtbedingungen untersucht. Vor allem die heimischen Hauptbaumarten wie Buche, Eiche oder Tanne -die so genannten Klimaxbaumarten - benötigen eine ausreichende Dormanz, wie die Winterruhe auch genannt wird. Je kälter der Winter, desto früher beginnen sie zu wachsen. Warme Winter dagegen lassen die heimischen Bäume länger "schlafen". Anders verhalten sich Pionierbaumarten wie Haselnuss oder Birke - sie haben bei warmen Wintern einen Startvorteil, sie benötigen keine so ausgedehnte Dormanz. Wenn der Klimawandel weiter fortschreitet, wird die Reihenfolge, in der die Wälder ergrünen und sich die Bäume und Sträucher belauben, verändert - zum Vorteil von Sträuchern und eingewanderten Arten, die weniger kälteabhängig sind als die typischen heimischen Waldbäume.

Service

INTERVIEWPARTNERIN:
Dipl. Geoökolog. Julia Laube
Technische Universität München
Fachgebiet für Ökoklimatologie

Oekoklimatologie

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