Da capo: Tonspuren

Walther Rode - oder von der Würde der Herabsetzung und der Notwendigkeit des Beleidigens. Feature von Roland Knie

Der Wiener Rechtsanwalt Walther Rode war Jurist aus Leidenschaft, Schriftsteller
aus Notwendigkeit und Pamphletist aus existenzieller Überzeugung. "Den
Pamphletisten kann man töten, aber weder einschüchtern noch absetzen", meinte
der, 1876 in Czernowitz geborene Advokat und Autor, der in Wien eine Anwaltskanzlei
betrieb und bitterböse Satiren über die Schattengestalten des alten Österreich
verfasste; über die Beamten, die ihm als "Vollzugsbüttel eines gewesenen Reiches"
unerträglich waren. So unbekannt Rode heute ist, zu seiner Zeit war er nicht irgendein
belächelter Außenseiter, sondern eine bekannte Persönlichkeit mit stupender
humanistischer Bildung, den Charakter- und Kulturlosigkeit zur Weißglut brachten.

Einer, der sich als höchste Instanz seiner selbst verstand und der oft mit Karl Kraus
verglichen wurde. Seine Schriften erreichten zwar nicht das literarische Niveau
von Kraus. Aber die Unbedingtheit seines sittlichen Anspruchs, seine Unbeugsamkeit
und sein Hass auf die Zustände bezeugen eine unleugbare, geistige Wahlverwandtschaft.

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