Gedanken für den Tag

von Rupert Roniger, Geschäftsführer von "Licht für die Welt". "Begegnungen, die Licht in mein Leben bringen" - Zum Welttag des Augenlichts. Gestaltung: Alexandra Mantler

Henry Wanyoike (Nairobi)

Der 1. Mai 1992 war ein einschneidender Tag im Leben von Henry Wanyoike aus Kikuyu nahe Nairobi. In der Früh weckt die Mutter den 18-Jährigen. Er öffnet die Augen, doch um ihn herum bleibt alles dunkel. Henry Wanyoike hatte in jener Nacht einen Schlaganfall erlitten, der ihn erblinden ließ. Ab sofort lag die Welt für ihn im Dunkeln. Kein Arzt konnte ihm das Augenlicht zurückgeben. Henry war verzweifelt, wusste nicht, was er nun mit seinem Leben anfangen sollte.

Vor 12 Jahren traf ich Henry zum ersten Mal. Er war anlässlich des Vienna City Marathon in Wien und wir kamen ins Gespräch. "Das Leben ist ein Marathon", sagte Henry. Er weiß wovon er spricht. Nach Überwindung der ersten großen Verzweiflung beschloss er für sich: Anstatt sein gesamtes Leben der Erblindung unterzuordnen, würde er die Erblindung zwingen, sich seinem Leben unterzuordnen. In einem von LICHT FÜR DIE WELT unterstützten Rehabilitationsprogramm lernt er, sich als blinder Mensch in der Welt der Sehenden zu Recht zu finden.

Nebenbei beginnt er an zu laufen. Täglich. Immer schneller. Möglich machen dies sehende Begleitläufer, befreundete Athleten, die gemeinsam mit Henry trainieren. Die beiden Läufer sind mit einer kurzen Schnur an den Händen verbunden. Aus dem blinden jungen Mann aus einem Dorf in Kenia wird ein internationaler Spitzensportler. Heute hält Henry den Weltrekord im Blindenmarathon. Und holte mehrmals Gold bei den Paraolympischen Spielen. In Sydney, beim 5000 Meter-Lauf, kurz vor der Ziellinie - Henry hatte alle anderen Teilnehmer abgehängt - erlitt sein Begleitläufer einen Schwächeanfall. Henry musste langsamer werden, seinen sehenden Begleiter ins Ziel ziehen und gewann trotz der Verzögerung vor den Augen des fassungslos jubelnden Publikums.

Der blinde Athlet hat eine kleine gemeinnützige Stiftung gegründet und unterstützt Kinder aus bedürftigen Familien in seinem Heimatort. Er, der selbst auf Hilfe angewiesen war, schenkt benachteiligten Kindern Zukunft. "Henry ist eine Quelle der Kraft für uns", sagen viele Jugendliche in Kenia über Henry.

Als Botschafter von "Licht für die Welt" engagiert sich Henry, selbst blind, für die Rechte von Menschen mit Behinderung. Henry Wanyoike brachte Licht in mein Leben. Weil er zeigt, dass es in unseren Händen liegt, für andere da zu sein.

Service

Licht für die Welt

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Habib Koité
Titel: Wassiye
Ausführende: Habib Koité
Länge: 02:00 min
Label: Putumayo World Music PUTU 151-2

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