Krankenkassen auch für Gratis-Zahnspangen
Im Wahlkampf hat die SPÖ ein neues Thema für sich entdeckt: die Gesundheitspolitik. Die SPÖ will, dass künftig Zahnspangen und Zahnregulierungen für Jugendliche gratis sein sollen. Die Einkommen der Familien würden dadurch deutlich entlastet. Zahlen sollen das aber nicht die Krankenkassen. Das Geld dafür - bis zu 130 Millionen Euro jährlich - soll aus der Tabaksteuer kommen. Die Krankenkassen fänden das gut.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 14.9.2013
Sozialversicherungs-Chef mit Vorschlag gerechnet
Die Krankenkassen zeigen sich vom SPÖ-Vorschlag der Gratiszahnspangen für Kinder und Jugendliche in Wahlkampfzeiten nicht wirklich überrascht. Hans-Jörg Schelling, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, sagt, er habe mit "irgendsoeinem Vorschlag" gerechnet.
Derzeit zahlen die Krankenkassen nur einen Zuschuss von 350 bis 400 Euro pro Jahr. Festsitzende Zahnregulierungen, die mehrere Jahren getragen werden müssen, kosten bis zu 6.000 Euro. Nun werde geprüft, ob die Kostenberechungen der SPÖ stimmen, die Idee sei aber grundsätzlich okay. "Den Denkansatz, ob immer alles kostenlos sein muss, wird man sich sicher anschauen müssen, wenn man die genauen Kosten kennt. Etwas für Zahnheilkunde bei Kindern zu tun, ist grundsätzlich richtig", so Schelling.
"Volle Leistung muss abgegolten sein"
Wenn die Politik für die Finanzierung sorge, sieht Hans-Jörg Schelling kein Problem: "Es ist ein alter Grundsatz im Hauptverband, dass wir, wenn die Politik Bestellungen aufgibt, auch erwarten, dass nach der Bestellung die Bezahlung kommt." Das scheine in diesem Vorschlag beinhaltet zu sein. "Wenn die Mittel aus der Tabaksteuer fließen, werden wir das auch umsetzen", sagt Schelling.
Allerdings sei es schlussendlich egal, woher das Geld kommt. Es müsse nur sichergestellt sein, dass die volle Leistung vom Staat abgegolten wird, betont der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger – also nicht wie schon bei anderen Leistungen, die den Krankenkassen vorgeschrieben wurden. Etwa bei der Rezeptgebühr-Obergrenze, bei der die Krankenkassen jährlich vierzig Millionen Euro draufzahlen.
Mehr Leistungen auf Kassenkosten angedacht
Hans-Jörg Schelling sagt, die Krankenkassen würden selbst schon länger erwägen, dass mehr zahnärztliche Leistungen auf Kassenkosten angeboten werden sollen. Bisher konnte mit der Zahnärztekammer aber keine Einigung erzielt werden: "Vielleicht ist das ein neuer Anknüpfungspunkt, das Ergebnis zu verbessern."
Kommende Woche soll es einen neuerlichen, schon länger vereinbarten, Verhandlungsanlauf mit der Zahnärztekammer geben.