Erfüllte Zeit

9. November 2014, 07:05

1. Was die Mauer überwand

Bevormundung, Verfolgung und Staatsterror hatten 40 Jahre lang die Bürgerinnen und Bürger der DDR in Angst und Mutlosigkeit versetzt. Niemand - auch nicht die Bürgerrechts- und Oppositionsgruppen - hätte sich in den Oktobertagen 1989 träumen lassen, dass ihr Engagement einen Monat später, am 9. November 1989, zum Fall der Mauer führen würde.
"Die friedliche Revolution war ein Wunder!" - so hört man es auch aus dem Mund führender Intellektueller, die mit diesem Begriff normalerweise nichts anzufangen wissen. Doch dieses Wunder hat Gesicht und Stimme. Es besteht aus Menschen, die ihre lähmende Angst überwunden haben, die mit einer Vision im Hintergrund für den gesellschaftlichen Wandel gekämpft und gelitten haben.
Verfolgt man die jüngere Geschichtsschreibung über den Zusammenbruch der DDR und die Biografie ihrer Protagonisten, kann man einen roten Faden entdecken. Viele führende Köpfe des Wandels von unten waren Pastoren, Pfarrer, Kirchenmitglieder oder auch nichtgläubige Oppositionelle, die unter dem Schutz der Kirche politisch aktiv wurden. - Gestaltung: Johannes Kaup


2. Antisemitismus heute

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden im gesamten von den Nazis beherrschten Deutschen Reich, also auch in Österreich, Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung statt. Mit diesen gewalttätigen Übergriffen auf Leben und Eigentum begann die systematische Vertreibung, Enteignung und dann Vernichtung der Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Auch in Wien wurden in dieser Nacht und in den darauffolgenden Tagen Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet; tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, zerstört und beschlagnahmt. Mehr als 6.500 Wiener Jüdinnen und Juden wurden inhaftiert, die meisten ins Konzentrationslager Dachau gebracht.
Und heute? Wie stark ist der Antisemitismus heute? Und wie ist er zu definieren? In Österreich und auch vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts?
Das "Theater Nestroyhof, Hamakom" in Wien lud zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel: "Was hat das Ganze mit uns zu tun? Antisemitismus in Österreich und Europa im Umgang mit Israel und Palästina. Ein Land und zwei Völker". - Gestaltung: Maria Harmer


3. 600 Jahre Konzil von Konstanz

Zwei Päpste hat es in der Kirchengeschichte schon des Öfteren gegeben: Freilich haben sie noch nie so friedlich Tür an Tür zusammengelebt wie Benedikt XVI. und Franziskus.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es sogar drei Päpste im Amt - einer in Rom, einer in Avignon und zusätzlich noch einer in Pisa. Und alle drei konnten sich mit einigem Fug und Recht für den rechtmäßigen Papst halten.
Um diesem Missstand ein Ende zu bereiten, beruft der römisch-deutsche König Sigismund ein allgemeines Konzil in die kleine Stadt Konstanz am Bodensee ein. Vor 600 Jahren - am 5. November 1414 - wurde es feierlich eröffnet.
In die Geschichte eingegangen ist es freilich vor allem wegen der Hinrichtung von Jan Hus, einem der ersten Reformatoren. Aber auch das Große Abendländische Schisma, also die Spaltung der katholischen Kirche, wurde in Konstanz beendet - und der Lösungsansatz ist im Grunde bis heute kirchenpolitisch brisant. - Gestaltung: Markus Veinfurter

4. "Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle." - Kurzessay zu Johannes 2, 13 - 22

Es ist eine der ganz wenigen Stellen in der Bibel, die einen Zornausbruch des gläubigen Juden Jesus schildert. Angesichts der vielen Händler im Tempel habe er diese mit einer Peitsche vertrieben, heißt es in dem um das Jahr 100 verfassten Text. Danach sei er, berichtet der im Vergleich mit den anderen Evangelisten auffallend polemische Autor des Johannesevangeliums, von "den Juden" deshalb zur Rede gestellt worden. Gedanken dazu von Martin Jäggle, katholischer Theologe, Religionspädagoge und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Service

Theater Nestroyhof/Hamakom

Sendereihe

• Lebenskunst