Gedanken für den Tag

15. März 2016, 06:56

NOWRUZ ist das Neujahrsfest im Iran, und in einigen anderen Ländern der Region. Ein Fest, das vielleicht das älteste Fest der Welt ist, und das noch immer von Millionen Menschen zelebriert wird.

Für mich ist NOWRUZ vor allem ein stilles Mysterium, das sich als eine heitere Geste des menschlichen Daseins präsentiert. Das muss ich aber jetzt näher begründen: Zu Nowruz beginnt der Frühling. Wie das letzte Jahr und wie die vielen Jahre davor. Die wunderbare Regelmäßigkeit der Erneuerung vom Leben. In den meist harten und düsteren Wintermonaten war selbst die Vorstellung von einem Frühling entschwunden. Eine vage Hoffnung darauf gab es aber schon schon. Frühling ist die Erfüllung dieser Hoffnung und NOWRUZ ist das sich offenbarende vergessene Geheimnis, dass Hoffnung sich erfüllen kann.

Erst im späteren Alter habe ich verstanden, warum die NOWRUZ- Tradition so belebend und für uns im Iran geborene so wichtig ist. Die Permanenz und die Kontinuität dieser Tradition haben die Kraft gehabt, rissige und dunkle historische Klüfte, Zerrissenheit in unserer Geschichte über viele Generationen zu überbrücken. So hat sich ein kollektives Bewusstsein erhalten, das sich in unseren DNAs festsetzen konnte. Das Gemeinsame, seit 3000 Jahren und mehr, das heute genauso erlebbar und aufregend ist wie damals, für uns wie für die vielen vor uns, verbunden durch Authentizität eines Naturereignisses.

So gesehen Tradition im besten Sinn: Nicht die Asche dieser Tradition wird verehrt, vielmehr wird ihr Feuer weitergegeben. NOWRUZ als permanenter Fixpunkt der gemeinsamen Geschichte. Ein wichtiger Anker für den Iran und iranisch geprägte Kulturen. Besonders in schweren Zeiten, die von rasch sich überlebenden Werten und nicht nachvollziehbaren, oft oberflächlichen Veränderungen gezeichnet sind.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler