Kunstradio - Radiokunst
Kunst, Wasser, Information: Das Messschiff Eleonore und die A-I-R Reihe Fieldwork
3. November 2013, 23:03
Kunst, Wasser, Information, Teil 1: Franz Xaver und das Messschiff Eleonore, präsentiert von Armin Medosch
Kunstradio holt das Weltall und die Grundharmonien der Materie ins Wohnzimmer.
Der in Eferding in Oberösterreich geborene Franz Xaver ist ein Pionier der österreichischen Medienkunst. Seit den späten 1970er Jahren realisiert der Künstler Arbeiten, welche den Begriff der Skulptur in den elektromagnetischen Raum, die Netze, ja sogar das Weltall ausdehnen.
In den frühen 1990er Jahren begann die Arbeit mit selbstgebauten Radioteleskopen. Seit 2003 wurde das Radioteleskop RT03 wieder in Stand gesetzt und mit dem Internet verbunden. Mit dem Teleskop werden Signale aus dem 21cm-Band empfangen, die bei quantenphysikalischen Phasenübergängen von im Weltraum existierendem Wasserstoff entstehen. Diese Strahlung des Wasserstoffs auf einer Frequenz von 1420 MHz kann die Staubwolken besser als das Sonnenlicht durchdringen.
Die von RT03 empfangenen Signale stehen im Zentrum einer sowohl praktischen als auch theoretischen Entwicklungsarbeit des Künstlers, die sich mit den quanten- und informationstheoretischen Grundlagen der Materie und des Lebens beschäftigt.
Seit 2008 im Vorstand der STWST, Linz tätig, begann Franz Xaver mit Unterstützung derselben und einem Kreis von Donau- und Bootsenthusiasten das Messschiff Eleonore, auf Ebay für einen Euro (? 1.-) erworben, in eine schwimmende Plattform für künstlerische Forschung zu verwandeln. Auf der Eleonore wird versucht, Prinzipien der Permakultur zu verwirklichen und geschlossene Kreisläufe bezüglich Wasser, Energie, Abwässer, Nahrung zu errichten. Die weitgehend autarke schwimmende Struktur soll den Künstler/innen ermöglichen, aus den Schablonen des alltäglichen Lebens auszubrechen und einen anderen Blick auf die Welt zu entwickeln.
Der Beitrag verbindet Interviews mit dem Künstler und anderen Beteiligten, Tonbeispiele des Radioteleskops und der Funkanlagen der Eleonore, Geräusche und O-Töne aus ihrem Alltagsleben, sowie ein theoretisches Statement und eine speziell für Kunstradio entwickelte Radiokunst-Arbeit mit dem Titel "Wasserstoffmusik: Chaos ist verschlüsselte Ordnung" (ca. 12:00 Minuten).
Dieses Stück benutzt die Phasensprünge von Elektronen des Wasserstoffmoleküls und transformiert diese in Töne. Diese Sprünge sind nicht völlig zufällig, sondern gehorchen mathematisch erfassbaren Gesetzen, den sogenannten Spektralserien des Wasserstoffs.
Der Text "Die physikalischen Grundlagen zur Anhörung der Quantentheorie" von Hans Cousto erläutert die harmonischen und physikalischen Grundlagen, auf deren Basis die Weltraumharmonien hörbar gemacht werden können. Für Kunstradio werden 50 Serien in Töne umgesetzt und remixt. Die Beschäftigung mit Wasserstoffsignalen von den Rändern unserer Galaxie ermöglicht Franz Xaver, eine eigene Informationstheorie zu entwickeln, die eine Alternative zum Internet als Überwachungsmaschine bietet.