Immofinanz: Petrikovics in Bedrängnis
Beim Immofinanz-Prozess wurde heute der Hauptangeklagte, Ex-Constantia-Privatbank- und Immofinanz-Chef Karl Petrikovics, weiter ausführlich vom Gericht einvernommen. Die Anklage wirft Petrikovits und drei weiteren Angeklagten Bildung einer kriminellen Vereinigung und Untreue vor. Die Richterin will es offenbar ganz genau wissen und bringt den einst mächtigen Manager bei der Befragung in Erklärungsnot.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 24.1.2013
"Das war blöd"
Wortreich versucht Petrikovits auf der Anklagebank zu erklären, warum die Millionenzahlungen an ihn und seine Mitangeklagten korrekt gewesen seien. Doch die Richterin ist skeptisch. Vor allem dass sich die Angeklagten einen Teil des Geldes über Scheinrechnungen auszahlen ließen, lässt der Vorsitzenden im Schöffenprozess den Kragen platzen: "Da sind drei honorige Herren, und ihnen fällt nichts besseres ein als Scheinrechnungen zu schreiben. Haben sie gar kein Unrechtsbewusstsein?", fragt sie den Angeklagten empört. "Es waren Ansprüche die uns zugestanden sind", verteidigt sich Petrikovics und führt steuerliche Gründe ins Treffen. "Und wegen steuerlichen Gründen ist alles erlaubt?" fragt die Richterin nach. "Das war blöd", gesteht Petrikovics schließlich ein.
"Menschen machen Fehler"
Mehrere Stunden lang wird Petrikovics heute von Richterin und Staatsanwalt in die Zange genommen. "Warum wurden die Aktienkäufe nicht der Finanzmarktaufsicht gemeldet", wird er gefragt, "wurden sie veröffentlicht?" - "Meiner Meinung nach war das nicht notwendig", sagt Petrikovics und verweist immer wieder darauf, das alles schlampig und unglückselig abgelaufen sei. Das ärgert die Richterin: "Sie führen ein Riesenunternehmen erfolgreich und dann passieren solche Fehler?", fragt sie den Angeklagten. "Menschen machen Fehler, leider Gottes", antwortet der Ex-Konzernchef, der von seinen Ex-Angestellten als Alleinherrscher und Diktator beschrieben wird, wie in der Anklageschrift vermerkt ist.