Vor Immofinanz-Prozess: Constantia Privatbank

Sowohl in der Immofinanz als auch in der Constantia-Privatbank war laut der Anklageschrift Karl Petrikovics so etwas wie ein Diktator und Alleinherrscher. Die Unternehmen waren eng miteinander verflochten. Und die "Aufräumarbeiten" - juristisch und finanziell - sind ebenfalls kompliziert und langwierig. Gegründet aber wurde die Constantia-Privatbank vom Industriellen Herbert Turnauer.

Mittagsjournal, 19.1.2013

Starker Beginn

Herbert Turnauer hatte angeblich kein gutes Gefühl dabei, sein Geld einer Bank anzuvertrauen. Schließlich soll ihn Josef Taus, damals einer seiner Manager, überzeugt haben, eine eigene Bank zu gründen: 1986 war das Geburtsjahr der Constantia Privatbank, spezialisiert auf Vermögensberatung und Investmentbanking. 1990 kam Karl Petrikovics von der CA zur Constantia - und das war auch der Beginn des Immobiliengeschäfts: Die Immofinanz wurde gegründet, wenig später kamen die Tochterfirmen Immowest und Immoeast dazu. Immofinanz und Immoeast gingen schließlich an die Börse - mit kräftigen Kurzgewinnen.

Die Constantia Privatbank wurde größer. 2006 freute man sich über 2.600 Kunden, für die man 14,6 Milliarden Euro verwaltete. Unter 500.000 Euro nehme man gar keine neuen Kunden auf, man betreue ein Drittel der Stiftungen in Österreich, sagte damals Vorstandsdirektor Norbert Gertner. 2007 war man bei einem verwalteten Vermögen von 23,4 Milliarden Euro - den Löwenanteil am Wachstum macht der Immobiliensektor, hieß es. Herbert Turnauer war im Jahr 2000 gestorben. Sein Vermögen hatte er in Stiftungen aufgeteilt. Die Constantia Privatbank gehörte damit zu 100 Prozent einer Stiftung, die man Turnauers Tochter, Christine de Castelbajac, zurechnet, eine offizielle Funktion hatte sie nicht.

Intransparente Zahlungsströme

Gerüchte, die Bank sollte verkauft werden, gab es schon länger. 2008 wurden sie lauter - bis es schließlich zu spät war. Die Finanzmarktaufsicht hatte Anzeige erstattet wegen angeblich intransparenter Zahlungsströme zwischen Bank und Immobiliensektor. Die Empfehlung von scheinbar sicheren Anlagen durch Finanzdienstleister kam in die Kritik. Die reichen Kunden hatten im großen Stil ihre Konten leergeräumt. Die fünf größten österreichischen Banken schossen schließlich zähneknirschend 400 Millionen Euro zu, die Nationalbank 50 Millionen.

Die Constantia Privatbank wurde sozusagen in einen guten und in einen schlechten Teil geteilt. Der gute Teil wurde an eine Gruppe verkauft, bei der unter anderem der Industrielle Hans Peter Haselsteiner dabei ist. Die Bank heißt nun Semper Constantia Privatbank und holt sich schön langsam die Kunden wieder zurück, sagt Vorstand Dietmar Baumgartner: "Wir haben 8,5 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen und nach einem kurzfristigen Schockmoment 2008 einige Privatkunden verloren, aber sehr viele institutionelle Kunden sind geblieben, und wir gehören wieder zu den ertragsstärksten Privatbanken Österreichs."

1.430 offene Verfahren

Der andere Teil, die "bad bank", heißt nun "Aviso Zeta". Sie hat ihre Banklizenz zurückgelegt und wickelt diverse Verbindlichkeiten ab. Da geht es vor allem um Klagen von Anlegern: Derzeit gibt es 1.430 offene Verfahren, der Streitwert liegt bei 308 Millionen Euro. Die Aviso Zeta wurde im Mai 2010 um einen Euro verkauft - an die Immofinanz.