Immofinanz-Prozess beginnt

Am Wiener Straflandesgericht beginnt heute der Immofinanz-Prozess. Angeklagt sind drei Ex-Chefs von Österreichs größtem Immobilienkonzern. Der Vorwurf lautet Bildung einer kriminellen Vereinigung und Untreue. Die drei sollen sich um rund 26 Millionen Euro bereichert haben. Ex-Vorstandschef Karl Petrikovics und den anderen Angeklagten drohen nun bis zu 10 Jahre Haft.

Morgenjournal, 22.1.2013

Option im Nachhinein

Ex-Immofinanzchef Karl Petrikovics wird in der Anklageschrift als früherer "Diktator und Alleinherrscher" in der Immofinanz bezeichnet. Als solcher soll er sich, einem zweiten Vorstand und einem Aufsichtsrat Aktienoptionsgeschäfte genehmigt haben - ohne irgendein Risiko einzugehen und ohne einen Cent dafür zu zahlen.

Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Vecsey: "Wir gehen davon aus, dass sich die Angeklagten das Recht eingeräumt haben, Aktien zu einem weit niedrigeren Kurs zu kaufen als zum Tageskurs, und das zu einem Zeitpunkt, als der Tageskurs bereits weit höher war. Ein Verlust für die Angeklagten war daher nicht mehr möglich."

Zu späte Reue

Rund 20 Millionen Euro hat der Kursgewinn betragen, den die drei Hauptangeklagten laut Anklage alleine durch dieses Hauptgeschäft eingestreift haben - verdeckt über einen mitangeklagten Treuhänder bzw. Strohmann. "Es war wie eine Fußballwette auf das Sonntagsspiel, die erst am Montag abgeschlossen wird, wenn das Ergebnis schon feststeht", sagt der Rechtsabteilungschef der heutigen Immofinanz, Josef Mayer. Als die Sache aufflog, durch einen Prüfbericht der Nationalbank, haben die drei Hauptangeklagten 8,7 Millionen Euro zurückgezahlt. Eine teilweise Schadenswiedergutmachung, aber zu spät, um das als strafbefreiend zu werten, sagt die Staatsanwaltschaft: "Für das Ermittlungsverfahren bedeutet das nicht viel, weil sie weder zur Gänze, noch rechtzeitig erfolgte. Daher kann sie im Fall einer Verurteilung höchstens strafmildernd berücksichtigt werden.

Illustre Zeugen erwartet

In der Anklageschrift wird die Zahlung vielmehr als Schuldeingeständnis bewertet. Otto Dietrich, der Anwalt von Ex-Vorstand Petrikovics, sagt aber über die Aktienoptionsgeschäfte: "Es hat selbstverständlich einen Rechtsanspruch auf Basis eines gültigen Aufsichtsratsbeschlusses gegeben, die gegenständlichen Aktien zu erwerben." Die Staatsanwaltschaft sieht das anders.

Der Prozess ist übrigens für vorerst neun Tage anberaumt und es werden illustre Zeugen erwartet. Prinz Michael von und zu Liechtenstein etwa, der Ex-Aufsichtsratschef der mit der Immofinanz verwobenen Constantia-Privatbank, oder auch die frühere Quasi-Eigentümerin der Constantia-Bank Christine de Castelbajac und ihr Berater, der ehemalige CA-Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari.