Salzburger Nachtstudio

"Spirit of Alpbach" - 70 Jahre Europäisches Forum.
Gestaltung: Martin Haidinger

Eigentlich eine unglaubliche Geschichte: Inmitten eines Trümmerhaufens finden sich nur dreieinhalb Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa in einem kleinen Tiroler Bergdorf auf knapp 1.000 Metern Seehöhe Österreicher, Amerikaner, Franzosen und Schweizer zum Gedankenaustausch über "Wissenschaft und Gegenwart" zusammen.

Der 25. August 1945 ist die Geburtsstunde des Europäischen Forums Alpbach, das der 27 Jahre alte Wiener Student und Widerstandkämpfer gegen das NS-Regime, Otto Molden, gemeinsam mit dem Innsbrucker Dozenten für Philosophie, Simon Moser, unter dem Namen "Internationale Hochschulwochen des Österreichischen Colleges" als Spontanaktion aus der Taufe hebt. Auf das idyllische Alpbach wurde Molden durch den Innsbrucker Altphilologen Robert Muth aufmerksam, und die Bezeichnung College hat er dem US-amerikanischen Hochschulsystem entlehnt. Darin steckt die Programmatik, einen lockeren Umgang von Studenten und Professoren zu ermöglichen. Das ist gleich von Beginn an gelungen: Schon ab Mitte der 1940er Jahre kommen Geistesgrößen wie der Wirtschaftswissenschafter Friedrich A. Hayek, der Mediziner und Biologe Ernst Chain, der Philosoph Karl Popper und der Physiker Ernst Schrödinger nach Alpbach und diskutieren mit dem damals vorwiegend sehr jungen Publikum. Und das ist erst der Anfang.

Aus den ersten 14 Tagen von 1945 ist 70 Jahre danach einer der wichtigsten Think Tanks Mitteleuropas geworden. Im Jubiläumsjahr wird er den Themenkreis "UnGleichheit" bearbeiten.

Das Europäische Forum Alpbach hat einen nicht unwesentlichen Beitrag zum geistigen Leben Nachkriegseuropas geleistet. Vor allem die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein wichtiges Ziel. Das geistige Klima der Veranstaltung, fernab der Beschränkungen des universitären und politischen Lebens, trägt zum offenen Charakter der Dialoge bei, der es erlaubt, auch konträre Gesprächspartner an einen Tisch zu bringen. Martin Haidinger geht dem "Spirit of Alpbach" nach, wie der Gründer Otto Molden ihn nannte.

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