Apple-Chef rechtfertigt Steuervermeidung

Der US-Kongress beginnt sich zunehmend für die Steuertricks von Großkonzernen zu interessieren - nicht zuletzt angesichts fehlender Milliarden in der Staatskassen. Aus diesem Grund ist Tim Cook, der Chef des Apple-Konzerns, zur Anhörung ins Kapitol geladen worden. Cook verteidigte dabei das Steuersparmodell seines Konzerns gegen Kritik aus dem US-Kongress.

Morgenjournal, 22.5.2013

"Schlupflöcher exzessiv ausgenützt"

Sehr korrekt, gebührend respektvoll, aber hart in der Sache werden Apple-Chef Tim Cook und zwei seiner leitenden Mitarbeiter befragt. Gleich zu Beginn legen zwei Steuerexperten ihren Bericht vor: Die Universitätsprofessoren Richard Harvey und Stephen Shay kommen klar zum Schluss, dass Apple legal Gewinne ins Ausland verschiebe - und so Milliarden an Steuern vermeide: "78 Milliarden innerhalb von vier Jahren in Irland - ohne Steuern." - "Ein Vorteil, den kleine Firmen nicht haben - die zahlen am Ende die fehlenden Steuereinnahmen." Das Fazit der Professoren: Apple habe kein Gesetz gebrochen, aber Schlupflöcher exzessiv ausgenützt - so wie viele andere Konzerne auch.

"Gesetz hielt nicht Schritt"

Apple Chef Tim Cook gibt sich unmittelbar darauf sehr selbstbewusst: Seine Firma zahle, was sie in den USA laut Gesetz zu zahlen habe: "Wir zahlen unsere Steuern - jeden einzelnen Dollar. Wir befolgen nicht nur die Gesetze - wir leben den Geist dieser Gesetze." Immer wieder betont Cook, Apple sei eine amerikanische Firma. Dass weit mehr Mitarbeiter in China als in den USA Apple-Telefone und -Computer herstellen, erwähnt er dabei nicht. In die Offensive geht Cook, als er kritisiert, dass die bestehende Steuerlast von 35 Prozent bei der Rückführung von Auslandsgewinnen zu hoch sei. Fast süffisant fügt der Apple-Chef hinzu: Das Steuergesetz habe mit dem digitalen Zeitalter eben nicht Schritt gehalten.

"Ich bin nicht unfair"

Doch bald darauf kommt Tim Cook selbst ein wenig außer Tritt, als ihm der Republikaner John McCain mit kurzen, direkten Fragen hörbar zusetzt: "Können sie mir sagen, wo ihre Firmen AOI, ASI und AOE steuerrechtlich angesiedelt sind?"- "Ja, meinem Verständnis nach gibt es für diese Gesellschaften keine Steueradresse." - "Mr. Cook, ist das nicht unfair?" - "Es ist alles sehr kompliziert. Ich bin froh, dass wir diese Diskussion haben - im Ernst, ich sehe es nicht als unfair. Ich bin kein unfairer Mensch."

Steuersystem mit Änderungsbedarf

Die drei irischen Tochtergesellschaften AOI, ASI und AOE sind der Kern aller steuerschonenden Apple-Aktivitäten: Der Trick dabei ist verblüffend einfach: Weil diese Firmen von den USA aus geleitet werden, aber in Irland angesiedelt sind, zahlen sie nirgendwo Steuern. Die Erkenntnis des demokratischen Ausschussleiters Carl Levin: "Wir verlieren große Einnahmen für die USA, weil Konzerne - und sie sind der größte davon - Profite an Orte verschieben können, wo sie keine Steuern dafür zahlen."

Nachsatz des Demokraten: Ein Steuersystem, das nur Großkonzerne legal Steuern vermeiden helfe, müsse verändert werden. Aber, so Carl Levin, vorher müssen wir dieses System verstehen.