Essstörungen

Essen als Sport und Fluch

Internationale Klassifikationen definieren Anorexie, Bulimie und die Binge eating disorder als Essstörungen. Adipositas, die Fettleibigkeit, wird nicht als Essstörung geführt, obwohl sie häufiger vorkommt und sehr schwierig zu therapieren ist.

Wenn "Fressmaschinen" gegeneinander antreten

Essstörungen sind Zivilisationskrankheiten, die in Gesellschaften entstehen, in denen dauerhaft ein Nahrungsmittelüberangebot besteht, und in denen das Essen in hohem Maße über soziale und kognitive Faktoren gesteuert wird. Ein Kongresses im vergangenen Herbst in Alpbach zum Thema Essstörungen beschäftigte sich mit den Ursachen, den körperlichen Folgen und möglichen Therapieansätzen.

Ost-West-Gefälle bei Adipositas

Während es in den USA sogar Wettkämpfe in der "Sportart" Wettessen gibt, leiden hier zu Lande viele Menschen unter ihrem extremen Übergewicht. Der Wiener Psychologe Reinhold Jagsch betont die Brisanz des Problems der Fettsucht (Adipositas): Während zum Beispiel im Burgenland 1991 noch zwölf Prozent der Bevölkerung als adipös eingestuft wurden, ergab eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 eine Prävalenzrate von fast 30 Prozent. Das Burgenland liegt damit österreichweit an der Spitze. Generell fällt ein starkes Ost-West-Gefälle auf, in Tirol und Vorarlberg ist Adipositas seltener - eine deutliche Steigerung ist jedoch auch hier zu verzeichnen.

Anorexie, Bulimie und Binge eating

Die Magersucht ist eine Essstörung, die vor allem bei Frauen im Alter von 12 bis 25 Jahren vorkommt. Die Betroffenen versuchen durch Einhalten von strikten Diäten oder Nahrungsverweigerung, sowie durch exzessive sportliche Betätigung ein möglichst geringes Körpergewicht zu erreichen und dieses auch zu halten.

Die Bulimie tritt vorwiegend bei Frauen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren auf. Innerhalb kurzer Zeit werden große Mengen an kalorienreicher Nahrung verzehrt. Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, wird nach dem Essen ein Erbrechen der Mahlzeiten selbst herbeigeführt.

Charakteristisch für das "Binge eating" sind die regelmäßigen Essattacken. Erst wenn ein unangenehmes Völlegefühl einsetzt und eine weitere Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist, wird die Essattacke beendet. Danach treten depressive Phasen und Schuldgefühle auf. Gefühle von Ärger, Frustration oder Langeweile können zu einer Essattacke führen. Essen gilt als Symbol für Liebe und Geborgenheit, durch das unangenehme Empfindungen auf angenehme Empfindungen umgelenkt werden.

Hilfe ist möglich

In Österreich gibt es inzwischen spezielle Einrichtungen, sowie geschulte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für Menschen mit Essstörungen, wenn auch noch immer zu wenige. Trotzdem betonen alle Fachleute: Eine Heilung ist in den meisten Fällen möglich. Wahrscheinlich erhalten aber nur etwa zehn Prozent der Menschen mit einer Essstörung eine angemessene Diagnose und Behandlung.

Mehr zu Essstörungen in oe1.ORF.at
Radiodoktor - Essstörungen
Welche Therapie für welche Essstörung
Radiodoktor - Diäten

Hör-Tipp
Hörspiel-Studio, Dienstag, 20. März 2007, 20:31 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipp
Clemens Berger, "Die Wettesser", Skarabäus Verlag, ISBN 978-3708232195

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Links
Netzwerk Essstörungen
BFgA - Essstörungen
International Federation of Competitive Eating