Warum die Welt nicht schlechter wird
Anleitung zum Zukunfts-Optimismus
"Eine chronische Depression lähmt unsere Gesellschaft und verhindert echten Wandel", meint der Trendforscher Matthias Horx. In seinem neuen Buch rechnet er mit dem wohlfeilen Pessimismus ab und kämpft für einen gelassenen, lösungsorientierten Optimismus.
8. April 2017, 21:58
Wolfgang Ritschl im Gespräch mit Matthias Horx
Vogelgrippe, Globalisierung, Klimakatastrophe, demografische Katastrophe: Tagtäglich werden wir mit Schreckensvokabeln konfrontiert, Moral und Werte zerfallen zudem. Die Folge dieses Bombardements mit Untergangsmeldungen ist eine chronische Depression, die die Gesellschaft lähmt und echten Wandel verhindert. Wer dem Alarmismus erliegt, so der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx, ist nicht mehr in der Lage, konstruktiv und sachlich auf neue Gegebenheiten zu reagieren.
Sein Buch "Anleitung zum Zukunftsoptimismus" versteht Matthias Horx als Pamphlet gegen Untergangs-Ideologen, Panik-Publizisten, Apokalypse-Spießer und anderer Angst-Gewinner, denn die Welt wird seiner Meinung nach nicht schlechter.
Im Gespräch mit Wolfgang Ritschl meint Horx, dass wir mittlerweile - auch mit Hilfe der Medien - nach negativen Botschaften ziemlich süchtig sind. Sein Buch sei der Versuch, all diese Phänomene quasi aus der Vogelperspektive zu betrachten: Welche Funktion haben diese Ängste? Was machen sie mit den Menschen, was machen sie mit den Gesellschaften? Sind sie produktiv oder kontraproduktiv?
War früher alles besser?
Interessant sei, dass es in unserem kollektiven Bewusstsein die Haltung gäbe, früher sei alles besser gewesen und alles werde nur schlechter. "Wenn Sie in andere europäische Länder gehen oder nach Amerika oder nach Asien, finden Sie eine ganz andere Grundhaltung", stellt Horx fest.
Beschäftige man sich intensiv mit den großen Trends auf dieser Welt - ob es Armut sei, Alterung oder Gesundheitszugang - so verbessern sich viele Dinge, langsam, schwer, mit Rückschlägen, "es ist keine problemlose Welt, aber es gibt eben auch viel Positives zu vermelden."
"Katastrotainment" in den Medien
Horx' These ist, dass dahinter so etwas wie eine "strukturelle Depression" stehe: "Wir reden sehr gerne über Katastrophen - in den Medien ist das schon fast 'Katastrotainment' - wir regen uns zwar auf, unternehmen aber ungeheuer wenig. Gerade im Zeichen des Alarms, des permanenten Alarmklingelns wird eigentlich die Realität und das, was man tun kann, um die Dinge zu verbessern, nicht getan", meint Horx.
Hör-Tipp
Kontext, jeden Freitag, 9:05 Uhr
Buch-Tipp
Matthias Horx, "Anleitung zum Zukunfts-Optimismus. Warum die Welt nicht schlechter wird", Campus Verlag, ISBN 978-3593382517