Die Schlagerdichterin gegen Adorno betrachtet

Keine Liebe ohne Tränen

Auch wenn sie Ihren Namen nicht kennen, kennen Sie Ihre Lieder. Fini Huber-Busch war die poetische Stimme, die den Interpreten und Interpretinnen ihre Lieder auf den Leib schrieb. Für Lolita den Seemann und für Freddy Quinn "Junge, komm bald wieder".

Die Hits der Fini Huber-Busch

Was gibt es Niederes und Niederträchtigeres in der Hierarchie der Musikbegriffe als den Schlager? Die Schlagerparade. Jeder und jede Musikschaffende will ihn, den Schlager, den wirtschaftlichen und künstlerischen Erfolg, keiner will mehr ein Schlagerstar sein: lieber eine Rockröhre, ein Popbarde, ein Entertainer...

Fini Huber-Busch - Sie kennen sie nicht? Das ist das schönste Kompliment, das Sie ihr machen können. Denn, auch wenn sie Ihren Namen nicht kennen, kennen Sie Ihre Lieder. Da lege ich meine Hand ins Feuer: Und viel schöner, als berühmt zu sein, ist doch so berühmt zu sein, dass man hinter seinen künstlerischen Produkten verblasst.

Mit 17 fängt das Leben an

Sie brachte es auf den Punkt: Mit 17 fängt das Leben an - alles andere ist Vorspiel, 17 Sekunden in der Musik Werner Scharfenbergers, mit dem sie gut und oft zusammenarbeitete - nicht nur für Peter Kraus, sondern auch für den Elvis-Imitator Ted Herold. Der machte mit ihrem Text den einzigen Nr. 1 Hit seiner Karriere im Jahr 1960:

Moonlight, die Nacht ist schön, u hu hu hu,
moonlight, unsagbar schön, u hu hu hu,
alle sind verliebt, nur ich muss traurig sein,
u hu hu, sag mir, warum?

Intellektuelle denunzierten den Schlager

Vor und nach Adorno haben die deutschen Intellektuellen - und der männliche Plural ist richtig gewählt - den Schlager denunziert, Stefan Zweig schon warf ihn gemeinsam mit dem Radio und der Sub-Kultur und mit Amerika in einen Topf. Apropos: "Seemann, lass das Träumen" erreichte Platz 4 in den amerikanischen Charts und das in deutscher Sprache. Dank Lolita.

"Pfui" sagen wir mit Adorno und zitieren ihn.

Der Schlager führt zurück zu ein paar bis zum Überdruss vertrauten Grundkategorien der Wahrnehmung, nichts eigentlich Neues darf unterlaufen, nur einkalkulierte Effekte, welche die Immergleichheit würzen, ohne sie zu gefährden.

Der Überdruss ist ganz bei Adorno, er selbst widerlegte ihn in der ihm eigenen Doppelbödigkeit. Abends soll er stundenlang deutsche Schlager am Klavier gespielt haben, verriet Lotte Tobisch der intellektuellen Welt.

Die Sehnsucht, das Meer, der Seemann

Fini Huber-Busch widerlegt Adorno, sie hatte die Kraft, poetische Bilder zu erfinden, wie den "Weißen Mond von Maratonga": Maratonga gibt es gar nicht. Raratonga gibt es, aber das klang ihr zu hart. Die Sehnsucht, der Mond, das Meer, der Hafen, das Schiff, der Seemann. Der deutsche Schlager spielt sich in der Nacht und in der Ferne ab: Napoli, Hawai, Raratonga. Der deutsche Schlager ist nah am Wasser gebaut. Dalia Lavy wartet am Hafen, ein Schiff wird kommen.

Fini Huber-Busch hatte für jeden Anlass das richtige Lied: "Wenn du gehst, du musst bleiben", "Weekendboy", "Meine Reise ist zu Ende", "Mein Herz wird warten", "Keine Liebe ohne Tränen" und "Es ist schön, dass es dich gibt". Sie war die poetische Stimme, die den Interpreten und Interpretinnen ihre Lieder auf den Leib schrieb, für Lolita den Seemann, für Gus Baccus den Schotten, wenn alle Schotten sparen, für Conny Francis "Napoli".

Verlegerin und Vorstand der GEMA

Ihre ersten Lieder schrieb sie 1947 für Radio München, sie begann also als Rundfunk Kollegin, 1928 in München geboren, starb sie da auch im Jahr 2001, mittlerweile im Vorstand der GEMA, der deutschen Tantiemenverwertungsgesellschaft und auch Verlegerin ihres eigenen Musikverlages geworden.

Sie prägte die goldene Ära des deutschen Schlagers in den 1950er- und 1960er-Jahren: Ganz Paris träumte mit ihr und Caterina Valente von der Liebe, sagte "Hello Mary Lou" oder, mit Freddy Quinn, "Junge, komm bald wieder". Was in der Nachkriegszeit noch offen gehört und geliebt wurde, wanderte in den 70er-Jahren unter die Bettdecke der Intellektuellen, galt als bieder, belanglos und reaktionär.

Hörtipp
Spielräume, Sonntag, 18. März 2007, 17:30 Uhr

Links
Wikipedia - Fini Busch
GEMA