Wie gesundes Essen die Landwirtschaft verändert
Bioboom am Bauernhof
Die Bio-Landbau erlebte in Österreich in den vergangenen 15 Jahren einen ungeheuren Aufschwung. Den großen Durchbruch brachten die Biolinien der großen Handelsketten wie Billa oder Spar. Derzeit wirtschaften an die 22.000 Bauern nach biologischen Grundsätzen.
8. April 2017, 21:58
Johannes Tomic von Bio Austria über die Bio-Produktpalette
Seit Beginn der 1990er Jahre hat die Entwicklung des biologischen Landbaus in Österreich einen rasanten Aufschwung erlebt. In den 1970er Jahren noch von einer Handvoll Idealisten getragen, wirtschaften heute an die 22.000 Bauern nach biologischen Grundsätzen. Und die Nachfrage hinsichtlich Bio-Produkte wächst und wächst, sodass bereits vereinzelt Engpässe entstehen.
Bio-Landbau einst und jetzt
Biobauern des Demeter-Bundes gibt es bereits seit der Zwischenkriegszeit. Alles noch ohne öffentliche Unterstützung. Verkauft wurde meist ab Hof und über Naturkostläden. Der damalige Landwirtschaftsminister Josef Riegler erkannte das Potenzial, das im Biolandbau steckt und begann diese Bewegung mit gezielten Förderungen zu unterstützen. Franz Fischler setzte diesen Trend als Landwirtschaftsminister fort. Die Zahl der Biobauern stieg von zwei-, dreihundert auf über tausend. Den großen Durchbruch brachten aber die Biolinien der großen Handelsketten wie Billa oder Spar.
Heute hat der Bio-Landbau in Österreich längst die Nische verlassen und zur wohl größten Strukturänderung in der Landwirtschaft seit der Mechanisierung geführt. Derzeit wirtschaften an die 22.000 Bauern nach biologischen Grundsätzen; das sind 15 Prozent. Dennoch kann der österreichische Bio-Landbau die Nachfrage nach bestimmten Produkten nicht mehr decken. Unterversorgung herrscht vor allem bei Obst, Gemüse, Geflügel- und Putenfleisch; gerade noch decken kann der Biolandbau die Nachfrage bei Schweinefleisch. Gut versorgt hingegen sind wir mit Biomilch und Rindfleisch.
Die Austria Bio Garantie
Der Kauf von Bioprodukten ist nach wie vor Vertrauenssache. Um dieses Vertrauen zu rechtfertigen, gibt es Kontrollen. In Enzersfeld in Niederösterreich sitzt die Austria Bio Garantie, das größte Kontrollunternehmen für biologische Produkte.
Insgesamt gibt es in Österreich sieben amtlich zugelassene Kontrollfirmen, die jeden gemeldeten Biobetrieb zumindest einmal im Jahr genau prüfen. Für jeden Fachbereich gibt es dabei spezielle Prüfer. Werden bei der Kontrolle Mängel festgestellt, werden Sanktionen verhängt, die in Absprache mit der zuständigen Lebensmittelbehörde bis zum Vermarktungsverbot und Ausschluss des Biobetriebes führen können.
Geänderte Ernährungsgewohnheiten
Nicht nur die biologische Landwirtschaft ist über große Bereiche ein Produkt der geänderten Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung. Auch die herkömmliche Landwirtschaft muss sich umstellen. Das frühere Angebot passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit.
Der Fleischkonsum ist in Österreich in den vergangenen Jahren mit 95 Kilogramm pro Kopf und Jahr ungefähr gleich geblieben. Allerdings hat sich die Nachfrage nach den verschiedenen Fleischsorten verändert. Es hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Wechsel von so genanntem roten Fleisch - also Schwein, Rind und Lamm - hin zu weißem Fleisch gegeben - also zu Hühner, Gänse und Puten.
Versorgungsmangel bei Geflügel und Eiern
Durch den anhaltenden Boom beim Ankauf von Bioprodukten herrscht derzeit vor allem bei Geflügel ein Versorgungsmangel. Die Nachfrage könne von den österreichischen Geflügelzüchtern nicht mehr befriedigt werden, und zwar deswegen nicht, weil in Österreich die Produktionskosten wegen hoher Tierschutzauflagen höher liegen als im Ausland, ist der Referatsleiter für tierische Produkte in der Landwirtschaftskammer, Adolf Marksteiner, überzeugt.
Ein weiteres Beispiel sind Eier: Beim Markt für frische Ware sind die Konsumenten sehr tierschutzbewusst. Der Anteil der Käfighennen ist in den vergangenen Jahren von mehr als 50 Prozent auf unter 30 Prozent gefallen. Nächstes Jahr wird die Käfighaltung ganz auslaufen. Die Konsumenten bevorzugen Eier aus Freilandhaltung. Dieser Markt ist also fest in österreichischer Hand. Anders jedoch schaut es bei Eiern aus, die in die Großverarbeitung gehen, etwa in Bäckereien, zu Nudelerzeugern oder in die Gastronomie. Hier zählt der Preis; dort werden mehr Importeier verwendet.
Positiv hinsichtlich Versorgung hat sich hingegen eine neue, am natürlichen Herdentrieb orientierte Haltungsform bei der Rinderzucht herausgebildet: die Mutterkuhhaltung. Sie wird in der Fleischproduktion eingesetzt.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 16. März 2007, 9:45 Uhr
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