Den Lebenswelten der Insekten auf der Spur

Käfer auf Wanderschaft, Blattläuse im Getreide

Bei der Entomologentagung 2007 diskutierten internationale Insektenforscher neueste Erkenntnisse zur biologischen Schädlingsregulation und anderen Forschungsbereichen wie zum Beispiel der Einschleppung von fremden Insektenarten.

In Europa gibt es derzeit rund 1000 Insektenarten, die als so genannte gebietsfremde Arten bekannt und registriert sind. Wie viele davon invasive Arten sind oder werden können, ist nicht bekannt. Als invasiv bezeichnet man jene gebietsfremden Arten, die sich in ihrer neuen Umgebung gut entwickeln können, ihr Ausbreitungsgebiet vergrößern und negative Auswirkungen auf die heimischen Arten zeigen.

Der Maiswurzelbohrer, ein Käfer, dessen Larven die Wurzeln der Maispflanze abfressen, ist so eine invasive Art. Ursprünglich kam er nur in Amerika vor, seit etwa zehn Jahren ist er auch in Europa zu finden. Anfänglich trat der Schädling vor allem in der Nähe von internationalen Flughäfen auf. Einige Vorkommen konnten gleich vernichtet werden, doch der Maiswurzelbohrer breitet sich in Europa aus - durch seine Flugaktivität sogar relativ schnell, Forscher sprechen von 40 bis 100 Kilometern pro Jahr.

Einzelne Malariainfektionen in Europa

Der südasiatische Tigermoskito, der auch schon nach Europa eingeschleppt wurde und hier sogar Malaria übertragen hat, vor allem auf Menschen, die in der Nähe von Flughäfen leben, konnte sich nach derzeitigem Wissensstand bisher nicht in Europa ansiedeln. Die Klimaerwärmung könnte aber dazu beitragen, dass Wärme liebende Organismen, die durch Zufall nach Europa kommen, hier auch Brutgebiete finden, wo sie sich vermehren und ausbreiten können.

Internationale Entomologentagung

"Gebietsfremde Arten in Europa" war eines von vielen Themen der Entomologentagung vergangene Woche in Innsbruck. Die Entomologischen Gesellschaften aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, veranstalteten gemeinsam mit der Universität Innsbruck und dem Tiroler Landesmuseum diese Dreiländerkonferenz. Ein Schwerpunktthema waren verschiedene Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung.

Räuber gezielt fördern

Um den Einsatz von chemischen Maßnahmen der Schädlingsbekämpfung möglichst gering halten zu können, suchen Insektenforscher nach Möglichkeiten, Nützlinge gezielt zu fördern. In einem Getreideacker kommen etwa 500 bis 700 Insektenarten vor: Schädlinge, wie zum Beispiel Blattläuse oder die Raupen des Kohlweißlings und Nützlinge, etwa Schlupfwespen und räuberische Käfer. Zwischen ihnen bestehen sehr komplexe Nahrungsbeziehungen, doch bisher ist relativ wenig darüber bekannt, wer genau wen frisst oder parasitiert.

Insektenforscher untersuchen diese Nahrungsbeziehungen heute mit molekularbiologischen Methoden. So wird zum Beispiel die DNA von Laufkäfern, die im Getreideacker gesammelt wurden, im Labor extrahiert und untersucht. Wenn in der Gesamt-DNA des Käfers auch die DNA von Blattläusen enthalten ist, dann heißt das, er hat Blattläuse gefressen. Ebenso ist es möglich, dass im Verdauungstrakt Reste von mehreren verschiedenen Beutetieren vorhanden sind. Bis zu 24 Stunden nach der Nahrungsaufnahme können diese nachgewiesen werden. Anhand dieser Informationen versuchen die Wissenschaftler, Strategien zu erarbeiten, wie die Selbstregulation von Systemen möglichst gut genutzt werden kann.

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 6. März 2007, 19:05 Uhr

Link
Entomologentagung 2007