Ein fragiler Naturraum
Das Donaudelta
Das Donaudelta ist einer der außergewöhnlichsten und fragilsten Naturräume Europas und eines der wichtigsten europäischen Vogelschutzgebiete. In dem Gebiet, das zu Rumänien und der Ukraine gehört finden sich 30 verschiedene Ökosysteme.
8. April 2017, 21:58
Das Donaudelta ist seit 1990 Biosphärenreservat und seit 1993 Welterbe im UNESCO Programm "Man and Biosphere". Um auf diese großartige und schützenswerte Landschaft aufmerksam zu machen, hat der Dachverband der Naturfreundeverbände, die "Naturfreunde Internationale", dieses grenzüberschreitende Gebiet zur "Landschaft des Jahres" proklamiert.
Durch dieses Projekt sollen Strategien einer nachhaltigen Entwicklung umgesetzt werden, die den Bewohnern der Region zugute kommen: Ökotourismus, die Schaffung lokaler Einkommensmöglichkeiten und die Erhaltung von Natur- und Kulturlandschaften.
Das Biosphärenreservat Donaudelta ist das größte Feuchtgebiet Europas mit 30 verschiedenen Ökosystemen und der weltweit größten, zusammenhängenden Schilffläche von rund 1800 km2.
Ein 5000 Quadratkilometer großer Naturraum
Es ist bereits finster, als wir in Tulcea ankommen und im Hafen rasch auf ein Motorboot umsteigen. Wir fahren den Sulina-Arm hinauf, Richtung Maliuc, wo wir auf einem Hausboot nächtigen wollen. Der rund 70 Kilometer lange Sulina-Arm verbindet Tulcea mit dem Schwarzen Meer. 1840 wurde er begradigt, um die Schifffahrt zu erleichtern: Fischerboote, Flusskreuzfahrtsschiffe und große Lastschiffe nutzen diese Verbindungsroute heute.
Für Cargoschiffe aus der Ukraine, die vom Schwarzen Meer zur Donau wollen, ist der Sulina-Arm die einzige Verkehrsverbindung. Rumänien verlangt für die Benutzung hohe Gebühren, weshalb man in der Ukraine 2004 daran gegangen ist, eine neue internationale Wasserstraße zu bauen: den Bystroye-Kanal.
Der Kanal würde mitten durch das Herz des Biosphärenreservats Donaudelta führen. 2005 wurde der Bau nach heftigen Protesten von Naturschützern gestoppt, aufgegeben ist das Projekt allerdings nicht. Die Haltung der Ukraine zu Natur- und Umweltschutz dürfte ein eigenes Kapitel sein. So war die Ukraine bislang auch noch nicht dazu zu bewegen, beim Projekt "Donaudelta - Landschaft des Jahres 2007/2008" von "Naturfreunde Internationale" mitzumachen, mit dem auf das sensible Ökosystem dieser einzigartigen Landschaft aufmerksam gemacht werden soll.
"Wenn der Kanal gebaut wird, hätte das hydrologische Auswirkungen auf des gesamte Delta", warnt der frühere Gouverneur des Biosphärenreservats, Virgil Munteanu.
Das Donaudelta gehört zum Welterbe der UNESCO
Die Bewohner des Donaudeltas zählen nicht zu den Reichen Rumäniens. Auf Reichtum durch Tourismus hoffen aber viele Investoren aus der Hauptstadt, die hier Grundstücke kaufen und Hotelprojekte planen, sehr zum Entsetzen jener, die die sanfte Variante von Tourismus im Sinn haben: Ökotourismus, von dem Mensch und Natur gleichermaßen etwas haben. Das ist Teil des Projekts "Landschaft des Jahres 2007/2008" von "Naturfreunde Internationale", die das Delta zu einer Pilotregion des Ökotourismus in Rumänien machen wollen.
Die schwimmende Pension in Maliuc, auf der wir - endlich - Quartier beziehen, ist ein Ökotourismusbetrieb, der erstaunlichen Luxus bietet: herrlich komfortable Kajüten, selbstverständlich mit Dusche und WC, und ein Abendessen, wie es besser nicht sein könnte - mit der traditionellen Fischsuppe und einer Fischplatte mit Fischen aus der Region.
Auf einem kleinen Motorboot geht es die nächsten Tage mitten durch die Delta-Landschaft, auf sich verzweigenden Kanälen, über Seen mit üppigen Wasserpflanzen und Feuchtgebieten mit den charakteristischen Hängeweiden entlang. Unterwegs Silberreiher, Seidenreiher, Löffler, Blauracken, Rostgänse, Zwergscharben, Seeadler, Möwen und ganze Kolonien des Rosa Pelikan, an dem man sich nicht satt sehen kann.
Zugvögel auf dem Weg in wärmere Gefilde machen im Delta Station. Seltene und bedrohte Arten wie der Krauskopfpelikan brüten hier. Das Donaudelta ist das wichtigste europäische Vogelschutzgebiet, das Ornithologen aus der ganzen Welt anzieht. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Mehr zum Donaudelta in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 5. März bis Donnerstag, 8. März 2007, 9:30 Uhr
Link
Naturfreunde Internationale
Man and Biosphere