Wolfgang Waldner, "Hausverwalter" des MQ
Ein Marktplatz für Kultur
Wolfgang Waldner ist seit 1999 Direktor des MuseumsQuartier Wien. Der promovierte Jurist war zuvor Kulturattaché der österreichischen Botschaft in den USA und leitete anschließend für ein Jahrzehnt das Österreichische Kulturinstitut in New York.
8. April 2017, 21:58
Otto Brusatti im Gespräch mit Wolfgang Waldner
Das Museumsquartier ist - entgegen seinem Namen - kein Museum, sondern ein Standort mit vielen verschiedenen Kultureinrichtungen. Es ist ein Kulturkomplex, der organisatorisch zusammengehört - und das auf einem der größten Kulturareale der Welt: 60.000 Quadratmeter Innenfläche und 30.000 Quadratmeter Außenfläche stehen zur Verfügung.
Zu den wichtigsten permanenten Einrichtungen des MQ gehören das Leopoldmuseum, das MUMOK, die Kunsthalle Wien, das Architekturzentrum Wien, das Kindermuseum ZOOM, die Wiener Festwochen, das Tanzquartier und der Dschungel Wien. Überdies gibt es noch 40 temporäre Einrichtungen.
Piazza-Atmosphäre
Die Kultureinrichtungen sind alle autonom, sowohl künstlerisch als auch wirtschaftlich und organisatorisch. Der Direktor des Ganzen, Wolfgang Waldner, versteht sich daher eher als Hausverwalter. "Das MQ ist eigentlich eine große Immobilie, ein großer Marktplatz", so Wolfgang Waldner im Gespräch mit Otto Brusatti im "Ö1 Klassik-Treffpunkt", "es braucht aber jemanden, der diese Immobilie verwaltet, der die Rahmenbedingungen, die den Eigentümern - Bund und Gemeinde Wien - vorschweben, verwirklicht, mit dem einzigen Ziel, dass am Ende gute Rahmenbedingungen für alle da sind und dass möglichst viele Besucherinnen und Besucher hinkommen."
Das Lebensgefühl Italiens, diese Piazza-Atmosphäre, die in der Architektur des MQ zum Ausdruck gebracht wird und die vor allem von jungen Besuchern gerne genützt wird, die ist Waldner ein besonderes Anliegen: "Wir sehen uns nicht nur als Kunstraum, sondern auch als Lebensraum und als Drittes als künstlerischen Schaffensraum."
Zeitlich begrenzte Projekte im Quartier 21
Als Hausverwalter sieht sich Waldner in erster Linie als Vermieter von Räumen an Museen und andere Kultureinrichtungen. Er ist aber auch für die Bewirtschaftung des Areals verantwortlich. "Da das Defizit des MQ die Steuerzahler zahlen, ist im Gesetz vorgesehen, dass dieser jährliche Zuschuss, der sich sehr in Grenzen hält und den wir in den letzten Jahren immer einhalten, reduziert wird", ist sich Waldner bewusst, daher gehöre es auch zu seinen Aufgaben, Flächen, die frei geworden sind, so zu nutzen, dass zusätzliche kulturelle Angebote eingebracht werden können, die nicht mit Kunst im engeren Sinn zu tun haben, sondern "einen breiten, einen weiten Kulturbegriff zulassen und leben."
Diesen Auftrag vonseiten der Eigentümer hat Waldner im Quartier 21 umgesetzt, wo zu günstigen Rahmenbedingungen Zweijahresverträge an eine ganze Reihe von unterschiedlichsten Kultureinrichtungen, Vereinen, Einzelpersonen, Künstlern und Büros, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind, vergeben werden.
Linz 2009
Neben der Leitung des MQ hat Waldner seit einigen Jahren noch eine Funktion inne, allerdings eine ehrenamtliche: Als Aufsichtsratsmitglied von "Linz 2009, Kulturhauptsstadt Europas" vertritt er die Interessen des Bundes.
"Da wird unheimlich viel gemacht, um diese Chance zu ergreifen und Linz auch international bekannt zu machen", begeistert sich Waldner. "Da werden Hunderte Projekte entwickelt, in die ich halt ein bissl eingebunden bin."
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Linz 2009