Radikale Oberflächlichkeit

8. April 2017, 21:58

Waldeck und sein neues Album "Arbeitstitel" - das ist natürlich ein Scherz. Waldeck, der umtriebigsten Einer, jener Klaus Waldeck, der beruflich immer noch der Juristerei verbunden ist - freilich ohne dabei auf eine internationale Karriere als Musiker und Produzent zu verzichten -, wird selbstverständlich einen schönen Titel für sein noch unveröffentlichtes Album finden.

Er liebt es, seine CD nicht "Tse Dä", sondern "Album“ zu nennen, was etwas vom vergänglichen Medium der Compact Disc wegführt.

Namensgebung

Jemand der Albumtitel wie "Balance of the Force" oder "The Night Garden Reflowered" erfinden kann, wird auch für sein neues Soloalbum einen geeigneten Titel finden.

Soloalbum? Ach ja! Zwischendurch hat er den überaus erfolgreichen Club- und Party-Act "Saint Privat" lanciert. Zuvor, Ende der 90er Jahre, ist er durch sein Projekt "Waldeck" international bekannt geworden. Mit Kruder/Dorfmeister, Patrick Pulsinger und einigen anderen zählt er zu den "electronic"-Musikern, die für einige Jahre Wien zum wichtigen Zentrum dieser Musikgattung beförderten.

Amadeus, Amadeus

Letztes Jahr hat er mit seinem neuen Projekt "Saint Privat", für das er zwei "Amadeus“-Nominierungen erhielt, erneut reüssieren können.

Als er bei der Pop-Gala zum "Newcomer des Jahres“ gewählt wurde, obwohl er bereits eine Weltkarriere vorweisen kann, scherzte er, dass er im darauf folgenden Jahr wohl einen "Amadeus“ für sein Lebenswerk erhalten würde.

Waldecks Madeleines

Nun arbeitet er endlich wieder an einem neuen (Solo-)Album, das der Musik Nordamerikas, beziehungsweise seinen Kindheitserinnerungen an diese Musik, gewidmet ist. Waldeck erzählt über seine musikalischen Kindheitseindrücke, die ihn tief in die kollektive Erinnerung führten, Erinnerungen an alte Hollywood Filme und deren klangliche Verführungen, die Stimmen von Frank Sinatra und Marilyn Monroe.

Seine Karriere begann, wie die Legende weiß, im Alter von sechs Jahren mit Klavierunterricht. Diese ersten Gehversuche in der Welt der Musik endeten aber ebenso abrupt wie sie begonnen hatten. Im Alter von 15 Jahren zerstörte er einen kostbaren Bechstein bei dem Versuch, dessen Innereien neu zu ordnen. Vielleicht erklärt das auch den Umstand, dass Klaus Waldeck es vorzog, neben seinen Ambitionen als Musiker auch Jus zu studieren.

Saint Privat

Für "Saint Privat“ hielt sich Klaus Waldeck eher im Hintergrund, wenn man auch den leichten Bossa Novas und Chansons, von Sängerin Valerie mit lieblich vorgetragener Lolita-Erotik interpretiert, einen leichten Hang zum psychedelischen Fach nicht absprechen kann; man merkt die gewitzte Hand des erfahrenen Produzenten. Das war jetzt ein langer Satz, daher jetzt ein etwas kürzerer Satz, damit Sie nicht das Interesse verlieren: Waldeck ist ein feiner Kopf.

Seine Arbeit für "Saint Privat“ besteht aus einem nicht unwesentlichen Teil aus Überlegungen, die nicht nur mit rein musikalischen Fähigkeiten zu bewältigen sind. Um ein Produkt in der Welt der Popmusik "marktgerecht“ platzieren zu können, darf man vor ästhetischen Überlegungen nicht zurückscheuen. Der Produzent des 21. Jahrhunderts ist vor allem und an erster Stelle ein Produktdesigner. Und dann lange nichts mehr.