Das Herz - ein Hochleistungsorgan
Herzchirurgie
Bis zu drei Milliarden Mal schlägt ein Herz während eines Lebens und bewegt dabei etwa 210 Millionen Liter Blut durch den Körper. Das Herz ist also ein besonderer Muskel und auch besonders geschützt positioniert - hinter Brustbein und Rippen.
8. April 2017, 21:58
Auf Grund der geschützten Lage des Herzens, hinter Brustbein und Rippen, sind chirurgische Eingriffe am Herzen technisch aufwändig, für die Patienten naturgemäß angstbesetzt und auch belastend. Immerhin ist es in den meisten Fällen nötig, das Brustbein zu durchtrennen und den Brustraum zu eröffnen, um an das Herz zu gelangen.
In Österreich werden jährlich etwa 7.700 Operationen an den Herzkranzgefäßen und Herzklappen durchgeführt. Diese herzchirurgischen Maßnahmen sind zumeist unmittelbar lebensrettend oder bewahren die Betroffenen vor schwerwiegenden Komplikationen.
Herzkranzgefäße - die Achillesferse des Herzens
Die Koronararterien versorgen den Herzmuskel mit Nährstoffen und Sauerstoff. Sie sind so genannte Endarterien, das heißt, es gibt nur wenige von der Natur angelegte Reservekreisläufe. Durch den Verschluss eines Herzkranzgefässes kommt es zum Infarkt, das heißt, das durch das Gefäß versorgte Herzmuskelareal geht zu Grunde.
Bypass - die Engstelle überbrücken
Liegen nun gefährliche Verengungen der Herzkranzgefäße vor und sind diese durch andere Maßnahmen wie Aufdehnung durch Ballonkatheter und Stents nicht zufrieden stellend zu behandeln, werden Bypass-Operationen durchgeführt.
Bypass ist das englische Wort für Umleitung. Der Chirurg überbrückt also die Verengung, um sicher zu stellen, dass das Herz auch hinter den verstopften Stellen wieder ausreichend mit Blut versorgt wird.
Ein nicht unaufwendiger Eingriff
Seit Jahrzehnten wird diese Operation nach Durchtrennung des Brustbeins am offenen Herzen mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. In vielen medizinischen Fachbereichen haben minimal-invasive Operationsverfahren revolutionäre Fortschritte ermöglicht.
In der Herzchirurgie ist die Sache leider komplizierter. Zwar wurde in den letzten Jahren versucht, die Eingriffe mit minimal-invasiven Methoden schonender zu gestalten, aber all diese Methoden kommen aus verschiedenen Gründen leider nur für wenige Betroffene in Frage.
Herzklappenoperationen
Ein Drittel aller Operationen am Herzen dient dem Versuch, kaputte Herzklappen zu rekonstruieren oder diese zu ersetzen.
Auch bei Operationen der Herzklappen war meist die Durchtrennung des Brustbeins nötig. Bei Veränderungen der Mitralklappe (verbindet den linken Vorhof mit der linken Kammer) aber ist die minimal-invasive Technik mit den kleinen Schnitten am Brustkorb an der Innsbrucker Uniklinik bereits Routine.
Die Vorteile für die Operierten liegen auf der Hand: kleine Narben, geringere Schmerzen, schnellere Genesungsdauer. Allerdings dauert der Eingriff etwas länger als die herkömmlichen Verfahren und kann somit auch belastender sein.
Eine neue Herzklappe
Als Klappenersatz werden entweder biologische (Schweineklappen, Klappen aus dem Herzgewebe von Rindern oder menschliches Gewebe) oder künstliche Klappen verwendet.
Biologische haben den Vorteil, dass nach dem Eingriff keine Blutverdünnung nötig ist. Ihr Nachteil: Sie halten nicht unbegrenzt und müssen eventuell getauscht werden. Künstliche Klappen hingegen halten quasi ewig. Die Patienten bedürfen allerdings einer Blutverdünnung, da es andernfalls zu Blutgerinnungsstörungen kommen würde.
Die Ross-Operation
Falls die wichtige Aortenklappe ersetzt werden muss, kann die gleichartig aufgebaute Pulmonalklappe des Patienten quasi versetzt werden. Die nicht so beanspruchte Pulmonalklappe wird dann durch eine menschliche Spenderklappe ersetzt.
Diese für Laien eher ungewöhnlich anmutende Vorgangsweise hat aus Expertensicht einige Vorteile: Das Ergebnis kommt einer gesunden Herzklappe am nächsten und bedeutet somit die natürlichste Behandlung der Klappenerkrankung. Damit resultiert eine geringere Belastung des Herzmuskels - dieser kann sich schneller erholen. Der Klappenersatz aus körpereigenem lebendigem Gewebe kann noch wachsen, was die Ross-Operation vor allem auch für Kinder und noch nicht ausgewachsene Jugendliche zu einer sehr guten Alternative macht.
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 12. Februar 2007, 14:20 Uhr