Neue Hoffnung für Zuckerkranke
Stammzellentherapie bei Diabetes
Diabetes mellitus tritt in den Industrieländern immer häufiger auf. Zwar gibt es therapeutische Maßnahmen, um das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten, dennoch gilt die Krankheit immer noch als unheilbar. Forscher arbeiten an einem neuen Therapieansatz.
8. April 2017, 21:58
Etwa einer von 15 Bewohnern der westlichen Industrieländer leidet an Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit. Bei dieser Erkrankung unterscheidet man primär zwei Typen. Der Typ-1-Diabetes ist durch eine verminderte Insulinproduktion gekennzeichnet, während bei dem Typ-2-Diabetes vorerst noch genügend Insulin zur Verfügung steht, es aber nicht mehr richtig wirken kann. Erst im weiteren Verlauf der Krankheit versiegt auch hier die Insulinproduktion.
Forscher arbeiten daran, jenen Teil der Bauchspeicheldrüse, der beim Erkrankten kein Insulin mehr herzustellen vermag, zu ersetzen. Große Hoffnungen werden dabei den Stammzellen zugeprochen.
Stammzellenforschung
Die Bauchspeicheldrüse liegt hinter dem Magen und ist kleiner als eine Hand. Wenn sie geschädigt ist, wie etwa bei Diabetes-Patienten, dann ist es im Prinzip möglich, ein Spenderorgan zu transplantieren oder zumindest die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin herstellen, die so genannten Langerhansschen Inselzellen, zu ersetzen.
Doch menschliche Spenderorgane sind knapp, und auch die Hoffnung, sie durch Bauchspeicheldrüsen von Schweinen zu ersetzen, hat sich nicht erfüllt. Deshalb setzen Ärzte wie Jochen Seufert von der Universität Freiburg auf die Stammzellenforschung.
Jungbrunnen lässt Insulin fließen
In jedem Organ, auch in der Bauchspeicheldrüse, gibt es eine kleine Zahl an so genannten adulten Stammzellen, die gewissermaßen als Jungbrunnen dienen, weil sich daraus das Gewebe laufend erneuert.
Im Labor von Professor Jochen Seufert gelingt es, aus den adulten Stammzellen Insulin produzierende Zellen herzustellen. Diese Zellen könnte man Patienten verpflanzen, die dann wieder selbst Insulin herstellen können. Die Zellen aus einem einzigen Spenderorgan würden dabei für viele Diabetiker reichen.
Erste Erfolge im Tierversuchsmodell
Bei zuckerkranken Mäusen hatten die Forscher bereits Erfolg mit dieser Behandlungsmethode. Allerdings ist es beim Menschen noch nicht so weit. Zwar gibt es bereits klinische Studien zur Stammzellentherapie bei Patienten mit Herzschwäche, Schlaganfall oder multipler Sklerose und in der Leukämiebehandlung werden Stammzellen schon jetzt immer häufiger eingesetzt, aber beim Diabetes mellitus müssen die Ärzte erst noch einige Hausaufgaben erledigen.
Noch suchen die Wissenschaftler nach dem optimalen Verfahren, um Stammzellen aus der Bauchspeicheldrüse von Menschen zu gewinnen. Und es geht auch darum, diese möglichst effektiv in Insulin produzierende Zellen zu verwandeln.
Gut Ding braucht Weile
Fünf bis acht Jahre Forschung würden laut Jochen Seufert noch benötigt, bis es möglich wäre, die ersten klinischen Studien durchzuführen. Wenn es aber so weit ist, so könnte es vor allem für Patienten mit Typ-1-Diabetes ein interessanter Therapieansatz sein, denn diese haben ihr Leben lang mit der Krankheit zu kämpfen.
Eine Transplantation der Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse kostet knapp 30.000 Euro, und etwa so teuer könnte nach Meinung von Jochen Seufert auch eine Stammzellbehandlung werden. Das ist weniger, als für eine Jahrzehnte lange Diabetes-Behandlung anfällt, ganz abgesehen von den Kosten für die Folgekrankheiten. Eine Therapie mit Stammzellen zu entwickeln, lohnt sich also in jeder Hinsicht.