Von erstem Regie-Konzept bis zum Wien-Debüt
"Wie Löwen im Zirkus"
Sie hatte ein musikalisches Umfeld: Regisseurin Christine Mielitz, deren internationale Karriere nach dem Mauerfall begann. Ihr Wien-Debüt gab sie 1991 mit Schostakowitschs "Lady Macbeth" an der Volksoper. Ihre jüngste Arbeit war der Staatsopern-"Otello".
8. April 2017, 21:58
Sie wurde 1949 in Chemnitz geboren und stammt aus einem musikalischen Haus, denn ihr Vater war Konzertmeister am dortigen Opernhaus: Regisseurin Christine Mielitz.
"Mein Vater hatte ein Quartett gegründet und mit seinen Kollegen stundenlang bei uns zu Hause geübt. Mit drei oder vier Jahren hat er mich ins Theater mitgenommen, wo ich ein Märchen sah. Das hat mich so fasziniert, dass mir klar wurde, ich will später etwas mit Musik, Oper und Theater machen", erzählte Christine Mielitz, die anlässlich ihrer Neuinszenierung von Verdis "Otello" an der Wiener Staatsoper bei den Opernfreunden zu Gast war.
Aber auch der Beruf als Löwendompteurin kam für sie in Frage: "Ich muss sagen, der Unterschied ist oft gar nicht so groß, ob Sie Sänger auf der Probe oder Löwen im Zirkus betreuen."
Erstes "Regie-Konzept" in der Schule
In der Schule interessierte sich Christine Mielitz mehr für die musischen Fächer als für die Naturwissenschaften:
"Einmal sollte uns das Newtonsche Gesetz erklärt werden - und kein Mensch begriff es. Da habe ich mir ein kleines Stück ausgedacht, wie es jemandem auf dem Mond geht und wie es einem auf der Erde geht, wo alles herunterfällt. Der Lehrer sagte dann zu mir: Weißt du, das ist nicht übel, was du da machst, das nennt man Regie."
Studium an der Eisler-Hochschule in Berlin
Nach der Schule studierte Christine Mielitz von 1968 bis 1972 an der Hanns-Eisler-Hochschule in Berlin Opernregie.
"Das war eine der wenigen Hochschulen in Europa, wo Opernregie gelehrt wurde. Es nützt Ihnen in der Praxis wenig, wenn Sie zwar viel über Nietzsche und Schopenhauer wissen, aber nichts über die Struktur der Musik, wenn Sie die Tonarten nicht kennen und keine Partitur lesen können, oder wenn Sie den Schwanenchor im 'Lohengrin' nicht in Stimmgruppen einteilen können, denn dann können Sie ihn auch nicht inszenieren."
Praktikum bei Harry Kupfer
Im vierten Studienjahr absolvierte Christine Mielitz ein Praktikum bei Harry Kupfer in Dresden und wurde für drei Jahre seine Assistentin. In dieser Zeit brachte sie Kupfer auch als seine Assistentin nach Bayreuth, wo er den "Fliegenden Holländer" inszenierte.
"Während der Proben holte sich Kupfer leider eine Erkältung und lag im Bett. Ich musste also einige Chorproben selber leiten, und das Fernsehen war da. Daraufhin kam ein Wuppertaler Intendant und fragte, die wievielte Inszenierung ich da mache und ich sagte, die vierte. Das war natürlich erstunken und erlogen. Darauf hin wurde mir für Wuppertal der 'Nabucco' angeboten. Das ging leidlich schief, übrigens auch in Wien. Ich greife diese Oper nie wieder an!"
Internationale Karriere und Durchbruch in Wien
Nach dem Ende der DDR begann die eigentliche internationale Karriere von Christine Mielitz als Regisseurin. Seither inszeniert sie an den großen Opernhäusern in aller Welt. Ihren Wiener Durchbruch schaffte Christine Mielitz mit der legendären Inszenierung von Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" 1991 an der Wiener Volkoper.
"Die Premiere war um Weihnachten herum. Ich wurde überall gewarnt: dieses scheußliche Stück mit Rattengift und Auspeitschen. 'Sie werden schon sehen, das Theater wird leer sein!' Na, das kann ja heiter werden, dachte ich damals. Aber der Erfolg war so groß, dass sogar Vorstellungen eingeschoben werden mussten! Das Ensemble hat sich so in dieses Stück verbissen wie der Dackel in den Lappen. Sie haben alle so großartig mitgemacht, dass dieser Erfolg zustande kam", erinnert sich Mielitz.
Bis 2002 in Meiningen, nun in Dortmund Intendantin
In Meiningen, wo Christine Mielitz von 1998 bis 2002 Intendantin war, brachte sie 2001 ihre viel beachtete Neuinszenierung des "Ringes" an vier Tagen hintereinander heraus.
Seit 2002 ist sie nun Intendantin des Theaters in Dortmund und es gelang ihr, in kurzer Zeit die vorher sehr schwache Auslastung wieder zu heben und die Abonnenten zurück zu holen.
Staatsopern-Debüt mit "Peter Grimes"
An der Wiener Staatsoper gab Christine Mielitz im Februar 1996 mit Benjamin Brittens "Peter Grimes" ihr Regie-Debüt. Die musikalische Leitung dieser erfolgreichen Staatsopern-Erstaufführung hatte damals Mstislav Rostropovich.
Seither hat sie im Haus am Ring Wagners "Fliegenden Holländer" sowie "Parsifal" und nun zuletzt im Oktober 2006 Verdis "Otello" mit Johan Botha, Krassimira Stoyanova und Falk Struckmann inszeniert.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 11. Februar 2007, 15:06 Uhr
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